#2 – Das Künstler*innen-Kollektiv Spiegelberg und der große Gatsby
Shownotes
Das Kollektiv Spiegelberg steht kurz vor seiner Premiere der immersiven Theaterparty Gatsby nach F. Scott Fitzgerald, als sie Besuch von Aron bekommen.
Jonas und Paul berichten von ihrer Zusammenarbeit als Brüder und wie sie einen unplanbaren Theaterabend mit einem Plan versehen. Dan, Katrin und Marlene loten die Grenzen dieser speziellen Art der Stückentwicklung aus.
Welche Rolle spielt der Raum? Welches Risiko ist man bereit, einzugehen? Wie wird das Publikum reagieren?
Zu den Stimmen:
Für Spiegelberg hören wir Jean Paul Baeck, Jonas Baeck, Katrin Mattila, Marlene Meissner und Daniel "Dan" Müller
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Für Qultor am Mikro: Sebastian Sonntag ist Radiojournalist, Moderator und Podcastenthusiast. Er mag Musik, gutes Storytelling und Raumschiffe. Aron Schmidt ist Gründer von Qultor, interessiert sich für Netzwerke hinter den Kulissen und übt Podcasten am lebendigen Objekt.
Die Schauspielerin und Sprecherin Lisa Bihl schenkt uns Ihre Stimme für die Struktur. Die Musik entstand durch eine Impro-Session mit Philipp Bramswig, Julia Brüssel, Matthias Akeo Nowak und Janning Trumann. Ein Qultor Sound Projekt, produziert von Aron Schmidt.
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Kollektiv: Es fordert auch ein. Da muss man sehr gut auch miteinander vorsichtig sein und sensibel sein.
Kollektiv: Auch wieder aushalten.
Kollektiv: Aber es ist ein sehr lohnenswertes Aushalten.
Kollektiv: Du hast ja richtig schön gesagt, jetzt ist das ein Also mit meinem Bruder spielen ist ein sehr lohnenswertes Aushalten.
Kollektiv: Aber wenn man jetzt sozusagen grundsätzlich dazu sagt, dass jetzt mal gerade gesagt wird, dass das ganze Leben nichts anderes ist als eine Art von Aushalten, oh ja, und jetzt so tief zu gehen in den Podcast ist das sehr, sehr schönes Aushalten.
Lisa Bihl: Qultorell Unterwegs der Kultur und Begegnungs Podcast aus Köln mit Aron Schmidt und Sebastian Sonntag.
Sebastian Sonntag: Herzlich willkommen zur zweiten Ausgabe Qultorell Unterwegs das der Podcast, in dem Aaron unterwegs ist, in der freien Kulturszene in Köln und mal hinter die Kulissen schaut, mit Macherinnen und Machern spricht und dass es der Podcast passend zum Portal der freien Kulturszene in Köln, nämlich Qultor.de. Und Aaron erstmal Hallo, schön, dass du da bist.
Aron Schmidt: Hallo Sebastian.
Sebastian Sonntag: Da hat sich in letzter Zeit einiges getan bzw wird sich was tun, könnte man sagen.
Aron Schmidt: Ja richtig, es ist jetzt das erste Mal, dass wir aufnehmen und senden, wenn etwas mehr da ist. Wobei eben noch nicht alles da ist. Von dem was wir an teasern. Auch jetzt hier im Podcast, was einfach an diesem sehr komplexen und aufwendigen Projekt liegt, was alle, die daran beteiligt sind, am Aufwand unterschätzt haben.
Sebastian Sonntag: Vielleicht kann man das noch als Hinweis raushauen und wir zeichnen diesen Podcast Mitte September auf. Das heißt, wenn ihr den Podcast jetzt viel später hört, dann könnte möglicherweise Qultor.de auch schon ganz anders aussehen oder ganz andere Sachen darauf zu finden sein. Vielleicht ist es auch mittlerweile eine mächtige künstliche Intelligenz, die selber Regie führen kann oder so was. Aber Stand jetzt so.
Aron Schmidt: Genau Stand jetzt. Ich möchte sicherheitshalber das Jahr ergänzen.
Sebastian Sonntag: Habe ich das nicht gesagt?
Aron Schmidt: Nein, das hast du ausgelassen, weil es bei den bisherigen Erfahrungen wir sind jetzt seit drei Jahren dabei, wer weiß, vielleicht
Sebastian Sonntag: 2022, wichtiger Hinweis.
Aron Schmidt: Ein wichtiger Hinweis. Genau. Und also was jetzt zum Zeitpunkt unserer Aufnahme schon geschehen ist, ist, dass die Kulturschaffenden, Institutionen, Ensembles, Ausstellungsräume, Galerien Und so weiter und so fort. Die sind mit ihrem Programm und mit einer mit einer Profilseite vertreten. Und durch Themengebiete, die behandelt werden, lässt sich navigieren. Und das ist sozusagen der erste Schritt, um die Vision sozusagen zu erfüllen, irgendwann dieses, wie wir es genannt haben, dann auch Wikipedia ähnlichem Verhalten, dass man sich halt immer einwühlen kann in die Kölner Kulturszene. Und das wird auch ein Weg noch sein, den wir, den wir da angefangen haben. Aber das ist jetzt auf jeden Fall schon mal der erste ganz, ganz wichtige Schritt, den wir gegangen sein werden, wenn dieser Podcast veröffentlicht wurde.
Sebastian Sonntag: Es ist schwierig mit dieser dieser Zukunft. Gegenwart, Vergangenheit, Geschichte.
Aron Schmidt: Ja, richtig, das wird auch uns nochmal jetzt im Zusammenhang mit unserer heutigen Folge und mit diesem Besuch, den ich getätigt habe, noch mal verfolgen. Das Thema Timing sozusagen.
Sebastian Sonntag: Ja, aber in diesem Fall ist es tatsächlich so, dass wir über etwas sprechen, was man sich dann quasi, wenn man diesen Podcast zeitnah nach der Veröffentlichung hört und in diesem Fall auch wenige Wochen, dann wird es auch noch funktionieren nach der Veröffentlichung. Was man sich dann anschauen könnte, weil wir über eine Inszenierung ein Stück sprechen, was es, glaube ich, bis November noch zu sehen gibt.
Aron Schmidt: Richtig. Ähm, also die Premiere dieses Stückes,
Sebastian Sonntag: Zu deren Mystery Teasing, wir wissen noch überhaupt nicht genau, worum es geht aber irgendwann merkt euch das schon mal hier, schreib das in den Kalender rein.
Aron Schmidt: Ja genau. Oder guckt einfach in die Folgenbeschreibung dort, dort steht es drin. Die Produktion hat morgen Premiere, es wird im Oktober und im November jeweils noch Termine geben, die auf qultor.de einsehbar sind.
Sebastian Sonntag: Und die wir gleich vielleicht auch noch mal vortanzen, wenn ihr denn dann wisst, worum es geht. Du hast es spannend.
Aron Schmidt: Ja, Wollen wir das Geheimnis lüften?
Sebastian Sonntag: Ich würde vielleicht noch, wenn wir gerade so bei Hinweisen in eigener Sache sind, noch hinterher schieben, dass wir ja auch kurz nach der Geburt uns hier bewegen, was diesen Podcast angeht und das auch noch nicht in ganz in Stein gemeißelt ist, was hier passieren soll in diesem Qultor Podcast Channel. Also wir wollen gerne mit dir weiter qultorell unterwegs sein. Das ist auf jeden Fall fest der Plan. Aber möglicherweise gibt es noch andere Podcast Formate, die hier auch im Channel das Licht der Welt erblicken können. Und da werden wir auch durchaus gespannt, was, was ihr da so für Gedanken habt. Vielleicht habt ihr da Ideen, Wünsche, Inspirationen, alles rund um die freie Kulturszene in Köln, wenn ihr da so was habt. Dann immer her damit.
Lisa Bihl: Ihr habt Anregungen, Ideen oder Feedback für uns? Wir freuen uns über eure Nachrichten auf Instagram. Da findet ihr uns unter Qultor, also Q U L T O R oder per Mail an Podcast at Qultor.DE.
Sebastian Sonntag: Und bevor die Spannung jetzt ins Unerträgliche steigt für alle, die die Überschrift dieses Podcasts nicht lesen konnten. Aron, wo bist du gewesen?
Aron Schmidt: Ich habe ein Künstler:innenkollektiv besucht zu ihrem Bergfest, zu der vorhin angesprochenen Produktion Gatsby nach Fitzgerald.
Sebastian Sonntag: Also wissen wir jetzt schon mal, worum es geht.
Aron Schmidt: Genau. Und dieses Ensemble bzw dieses Kollektiv nennt sich Spiegelberg. Das war sozusagen ein zeitlicher Zufall, dass das gut gepasst hat mit dem dieses Bergfest zu besuchen. Und dass Ich..
Sebastian Sonntag: Es wurde gefeiert.
Aron Schmidt: ..es wurde gefeiert und ich bin mit meinem Aufnahmegerät Equipment dort reingeraten und habe ganz lieb gefragt, ob wir denn jetzt den verabredeten Podcast aufnehmen können.
Sebastian Sonntag: Du hast die Party gecrasht?
Aron Schmidt: Ja, genau. Beziehungsweise haben mir erst mal zwei und dann noch mal drei entführt. Von dem von der gedeckten Festtafel dort in Nippes und in dem in den Räumlichkeiten ist normalerweise eine Bauchtanz Schule und dort konnten sich die Kolleginnen und Kollegen einmieten, einnisten sozusagen für ihre Produktionszeit und dort ihr Stück entwickeln, das an einem besonderen Ort stattfinden wird, um so einen kleinen Teaser zu machen, dessen Geheimnis wir im Laufe des Gespräches lüften werden.
Sebastian Sonntag: Wow.
Aron Schmidt: Ich werde langsam ein Profi. Ihr merkt, dass ich versuche, das Ganze jetzt mal einzuleiten. Also ich bin hier. Ich bin heute zu Besuch beim Bergfest des Freien Künstler:innen Ensembles oder Kollektivs, besser gesagt Spiegelberg und unterhalte mich jetzt mit zwei Kollektiv Mitgliedern. Das sind die Brüder.
Kollektiv: Drode 1, Drode 2
Aron Schmidt: Paul und Jonas Baeck oder alphabetisch Jonas und Paul Baeck oder durch den Künstlernamen Alphabete Jean Paul Baeck und Jonas Baeck. Aber mir wurde vorher gesagt
Kollektiv: Hör mal.
Kollektiv: Gut informiert, einfach bleiben. Paul und Jonas.
Sebastian Sonntag: So, also Stimmung ist auf jeden Fall gut gewesen, habe ich so das Gefühl. Was ich jetzt mitbekommen habe, ist: Bei dir sind offenbar Paul und Jonas, die noch eine Menge anderer Namen haben Nachnamen, Vornamen, Konstellation. Ihr habt ja jetzt über diesen Proben Prozess gesprochen. Ihr habt übers Bergfest gesprochen. Das Wort hast du gerade auch schon mal benutzt.
Kollektiv: Es ist die gewünschte Mitte, aber meistens ist die gewünschte Mitte. Irgendwo habe ich das Gefühl. Jedenfalls so, man hat dann so 1/3 und dann hat man die letzten zwei Wochen nochmal voll rein und kriegt dann eine Woche vorher das Stück im besten Fall. Und dann lernt man den Text vor der Premiere in der Nacht, weil man vorher noch Bühnenbild gebaut hat und dann versucht man bei der Premiere das bestmöglich rauszuhauen. Also ja, so gesehen haben wir ja quasi jetzt so vier Wochen geprobt und wir haben dann noch mal zwei Wochen Proben, ungefähr. Das heißt, eigentlich haben wir sozusagen Bergfest ist ja die Mitte. Wir haben also die Mitte schon überschritten von den reinen offiziellen Proben. Aber so rein von dem Gefühl, wo wir so stehen. Inhaltlich und von der Auseinandersetzung haben wir jetzt zwar nur noch zwei Wochen und haben schon vier Wochen hinter uns, müssen aber in der Zwischenzeit, bevor wir in die zwei letzten Wochen kommen, noch wahnsinnig viel tun. Es gibt also die gefühlte Mitte und die reale Mitte und die Diskrepanz zwischen beidem. Und die ist immer ungeheuerlich enorm.
Sebastian Sonntag: Das heißt, die sind jetzt in der gefühlten Mitte, da haben sie gerade auch gesagt angekommen, Auch wenn es mehrere Mitten gibt, da so, wer sind die beiden?
Aron Schmidt: Das sind beides Schauspieler, die seit vielen Jahren auch in der Kölner Szene unterwegs sind. Früher in einem anderen Kollektiv. Das nannte sich. Oder es gibt sogar noch Acting Accomplices. Und aus dieser Arbeit dort sozusagen mit auch anderen, die jetzt bei Spielberg dabei sind, ist dann 2018 dieses Kollektiv Spielberg entstanden. Und die setzen sich als Ensemble mit der Umsetzung klassischer Texte in zeitgenössische multimediale Theater Formate um. Also es ist immer etwas mehr als Theater.
Sebastian Sonntag: Und du hast jetzt schon paar mal das Wort Kollektiv gesagt. Also auch darauf werden wir gleich nochmal genauer eingehen, weil es das spricht sich so nett weg, es ist irgendwie, es klingt auch so ein bisschen trendy, irgendwie kollektiv, irgendwas, aber es hat ganz viel mit der Arbeitsweise am Ende zu tun.
Aron Schmidt: Und das macht es zum einen schöpferisch total interessant, auf der anderen Seite natürlich auch besondere Herausforderungen, die damit zusammenhängen.
Sebastian Sonntag: Intensiv macht es das, weil
Aron Schmidt: intensiv macht es auf jeden Fall.
Sebastian Sonntag: Wie viele Leute sind das dann so insgesamt? Also ein paar werden wir gleich hören. Aber sind das dann auch alle, die dann da mitspielen? Oder?
Aron Schmidt: Nein, da. Also es sind, ich meine so eine fluide Gruppe von zwischen 10,12,13, ..
Sebastian Sonntag: Je nach Produktion.
Aron Schmidt: Je nach Produktion und je nach Produktionsphase auch.
Sebastian Sonntag: Lass uns über das sprechen, was sie jetzt gerade geprobt haben oder was dann jetzt demnächst Premiere hat bzw gehabt haben wird, wenn ihr das hört. Der Gatsby. Klassischer Stoff. Gibt es eine dicke Verfilmung mit Leo DiCaprio? Daran erinnere ich mich zumindest.
Aron Schmidt: Ja, wobei die bessere Verfilmung mit mit Robert Redford.
Sebastian Sonntag: Da streiten streitet man ja, glaube ich drüber.
Aron Schmidt: Ja, sehr wahrscheinlich.
Sebastian Sonntag: Ich habe die Alte nicht gesehen. Hast du die Neue gesehen?
Aron Schmidt: Ich habe die Neue nicht gesehen. Ich kenne nur die Alte.
Sebastian Sonntag: Ja, sehr gut. Dann ergänzen wir uns ja hervorragend. Also, können wir. Kommen wir hier schon mal auf keinen Nenner. Aber die Story wird wohl die gleiche sein. Also, es geht um ein paar Figuren, aber vor allen Dingen um diesen jungen Millionär. Ein bisschen stranger Typ irgendwie und sein Leben. Und wir haben vor allen Dingen um sein Love Interest Daisy.
Aron Schmidt: Und das Ganze gipfelt sozusagen in einer großen Party.
Kollektiv: Wir werden versuchen, einen Abend zu kreieren, wo die Grenze zwischen Publikum und Spieleri:nnen. Verschwimmt nahtlos, wird also wo sozusagen, wo man als Gast in einen Club kommen kann und nicht genau weiß, wer ist jetzt Gast und wer ist Spieler Spielerin? Und ich kann mich quasi frei bewegen. Ich kann mich mit anderen Gästen unterhalten, ich kann mit den Spieler:innen in Kontakt treten.
Kollektiv: Genau. Du könntest. Theoretisch wäre das Ziel in diesen Abend gehen und die Figur direkt ansprechen und direkt sich mit der Figur unterhalten. Oder vielleicht sprechen sich die Figuren auch an und nötigen dich, sich mit ihnen zu unterhalten und kannst letztendlich unmittelbar die Figur in einem Gespräch, nicht in einem Gespräch mit der Figur auseinandersetzen, sich auch mit dir streiten oder dich. Also wir arbeiten gerade sozusagen an den an den Perspektiven der Figuren von ungefähr 1922. Was sie so über bestimmte Themen denken, über bestimmte Themen sagen, wie sie sich verhalten und lassen die auf das Publikum los. So in einer aber tatsächlich die ganze Zeit permanent stattfindenden Party Situation Zone.
Kollektiv: Mit Liveband.
Kollektiv: wo durchaus getrunken werden kann und und auch auf die Gäste sich untereinander. Die müssen ja auch nicht mit den Figuren reden. Aber genau das ist so das tollkühne Ziel, dass wir uns als Experimentierfeld dieses Mal ja herangezogen haben.
Sebastian Sonntag: Und wo findet das Ganze dann statt?
Aron Schmidt: Das findet im Klub Berlin statt, der erstaunlicherweise in Köln ist, der erstaunlicherweise in Köln ist, und zwar in Ehrenfeld in der Keppler Straße. Auch das war im Prinzip eine glückliche Fügung. Die Spiegelbergs haben sehr lange nach der geeigneten Location gesucht. Es war mal, da haben sie mich auch gefragt, ob ich jemanden wüsste, der eine alte Villa irgendwo rumstehen hat.
Sebastian Sonntag: Dass man bei dem Stoff natürlich irgendwie logischer Gedanke.
Aron Schmidt: Absolut logischer Gedanke
Sebastian Sonntag: Und wäre es auch selbstverständlich sehr, sehr reizvoll gewesen. Aber du kannst auf keinem in der Villa daran ist gescheitert.
Aron Schmidt: Daran ist es dann natürlich gescheitert. Genau durch den Zufall sind sie auf diesen Club gekommen. Den, den ich vorher nicht kannte, den die Kollegen auch vorher nicht kannten.
Sebastian Sonntag: Ja, aber das ist, das ist ein Club da, da findet Party statt.
Aron Schmidt: Genau das ist ein Festsaal und absurderweise ein Club, der sich auf die Zwanzigerjahre spezialisiert hat und das selbst als Hommage an die Zwanzigerjahre sieht oder so konzeptioniert wurde. Musikalisch gehen sie auch bis in die 70er Jahre, so habe ich das verstanden. Also wenn Sie Ihr normales Programm haben, ja, Ihre normalen Partys. Daher ist das Setting ein 20er Jahre Setting. Und damit passt dieser Stoff, der in den 1920ern spielt, der auch sehr aktuell in den 2020er Jahren noch ist, von der von der Thematik her und das ideale Setting gefunden dafür.
Kollektiv: Also ich würde sagen, der Ort ist ganz, ganz entscheidend. Und wenn nicht, wenn man sozusagen, ich sage mal das Glück hat, den Ort vorher zu kennen, also zu wissen, wo man spielen wird, bevor man sozusagen sich mit dem Konzept auseinandersetzt oder das sozusagen Hand in Hand gehen kann, dass man weiß Hey, wir haben Bock auf das Thema und wir haben den Ort dafür oder wir können es uns sogar aussuchen, dann ist das natürlich für die Kreativität fantastisch, weil dann kann ich, während ich das Konzept entwickelt, in dem Ort schon geistig wandern. Bei uns war das bis auf die erste Produktion, die haben in der Orangerie gespielt. Raub. War das bei den nachfolgenden Produktionen immer so, dass wir den Ort nicht kannten. Also wir haben diese Konzepte entwickelt, vielleicht mit Ahnungen, aber ohne eine konkrete, wirklich konkrete. Das Bewusstsein, das wird da und da stattfinden. Das ist dann so währenddessen gekommen, irgendwie. Und oder ..über die schönen Genialen war das ja so, dass wir den Ort quasi ja verloren haben. Und dann mussten wir uns einen neuen Ort suchen, das heißt, da war gar nichts klar. Und bei Die sieben Gehenkten war das.
Kollektiv: Da fing es an.
Kollektiv: Da war das aber auch noch nicht klar. Da war das. Während des Prozesses haben wir überlegt okay, wo könnte man das machen? Und dann ist da diese Option mit der Lutherkirche mit dem Kirchturm aufgetaucht, in der Lutherkirche. Und dann gab es sozusagen dafür die Bestätigung. Aber das ist nie so, dass wir vorher klar haben, ganz klar haben, das ist der Spielort. Und jetzt bei dem Projekt ist es so Wir haben lange gesucht. Und es gab verschiedene Optionen. Und das Konzept hat sich auch im Geiste immer wieder völlig verändert. Also gerade wenn du jetzt eine immersive The Great Gatsby Party machen willst, der machst du das in der Villa, machst du das in einer abgefuckten Industriehalle. Machst du das im klassischen Theater? Machst du das Openair? Oder macht es wie jetzt in einem Club in Köln Ehrenfeld. Ähm. Das ist immer was ganz anderes für die Fantasie und und jetzt ist es auch so, Ich meine, jetzt spielen wir zum Ersten Mal in einem Club, also nicht in einem Theater. Das bedeutet, es ist eine andere. Ein anderer Geist liegt auch in der Luft. Man geht da hin, um an die Bar zu gehen. Es gibt da Alkohol, es gibt eine Toilette, die Leute bewegen sich währenddessen. Man sitzt da, man, man, man geht da eigentlich hin, um zu quatschen, um zu lachen, um gute Musik zu hören, um zu tanzen. Das, was man ja so im Theater erst mal nicht so macht. Und das glaube ich. Aber für den Abend ist es halt total toll, weil das echt ist. Wir behaupten nicht in einem Theater auf der Bühne eine Party. Wir gehen in einen Ort, in dem regelmäßig Partys stattfinden, Konzerte, Tanzveranstaltungen, in dem eine echte Bar vorhanden ist, in dem eine Kultur des Alkohols, der Cocktails herrscht. Und so weiter. Und ich glaube, dass das für den Abend auf jeden Fall. Sehr entscheidend ist, weil natürlich lebt eine The Great Gatsby Party stark von der Atmosphäre. Und auch von der Realität einer Party und nicht nur von der Behauptung einer Party. Jetzt lehne ich mich grade weit aus dem Fenster. Du kannst doch nicht nur behaupten, dass Wir müssen also tatsächlich den Champagner der Brunnen sprudeln lassen.
Kollektiv: Oh je, Champagnerbrunnen.
Sebastian Sonntag: Vielleicht müssen wir hier kurz an der Stelle erklären Bei Paul ist so hin und wieder so ein Fiepen in der Aufnahme. Also nicht, dass ihr euch wundert. Irgendwas ist da. Es liegt nicht an euch. Es liegt an uns.
Aron Schmidt: Ja, das liegt an meiner technischen Expertise, die in dem Moment nicht vorhanden war. So ganz bin ich noch nicht dahintergekommen, woran es wirklich lag, aber auf Pauls Spur war ein Fiepen, was ich während der Aufnahme auch nicht wirklich wahrgenommen habe. Und erst als ich die Batterien gewechselt habe des Mikros was besser oder was weg. Besser gesagt.
Sebastian Sonntag: Also bevor ihr zum Ohrenarzt geht. Wir arbeiten dran, es kommt nicht wieder vor, Aber es gab so ein paar Sachen, die, die wir uns auf jeden Fall von Paul anhören wollen. Und dann müsste jetzt durch das Fiepen durch. Dann hat er die Runde erweitert. Marlene, Katrin und Dan sind dazugekommen. Wer sind die?
Aron Schmidt: Ja, also, Dan Müller ist zum ersten Mal dabei bei einer Produktion von Spiegelberg und Marlene Meissner ist, wenn ich richtig zähle, zum dritten Mal dabei. Und Katrin Mattila ist Gründungsmitglied des Kollektivs.
Sebastian Sonntag: Das heißt, das sind alles Schauspielende, performende Menschen, die man dann auch auf der Bühne sieht.
Aron Schmidt: Genau die man in dem Fall dann im Club sieht, die sozusagen die Figuren aus Gatsby Welt mit mit Leben füllen, die aber natürlich in dieser kollektiven Arbeit auch diesen Abend mit entwickelt haben.
Kollektiv: Na ja, alles verändert sich die ganze Zeit stetig. Es ist nicht eine bestimmte Sache, auf die wir hinarbeiten und darin die ganze Zeit unsere Orientierung finden, sondern die Herausforderung besteht darin, immer wieder auf alles einzugehen, was dann vielleicht noch von da kommt oder von da kommt. Und klar, die Unsicherheit des Raumes hast du angesprochen. Das ist natürlich jedes Jahr eine große Herausforderung, einen Ort zu finden. Gleichzeitig ist auch das wieder ein Teil der Arbeitsweise, weil wir ja das Stück, was wir machen, an einen neuen Ort anpassen und es bereichert sich dadurch. Und tatsächlich, es begrenzt es auch. Denn das, was wir im Kollektiv ganz oft nicht so schnell finden, sind Grenzen. Es ist ganz oft alles möglich. Und dieser Prozess, uns auf das zu beschränken, auf das zu begrenzen, was wir wirklich wollen, bedarf unheimlich viel Austausch und Arbeit und solche Gegebenheiten. Wir okay, wir haben jetzt diesen Raum und da findet jetzt dieses Stück statt und.. Es gibt uns ja auch eine, dann eine Form, die uns eine Grenze schafft, mit der wir wieder arbeiten können.
Kollektiv: Das ist auch tatsächlich immer eine Grenze, die ich total genieße. Das ist das erste, was mir eingefallen ist, als du jetzt die Frage gestellt hast, dass ich schon, dass mir das total viel Sicherheit gibt, dass ich weiß, das wird der Ort sein, an dem die dieses Stück oder diese Vorstellung stattfindet. Und das schafft ja auch. Ich kann mich ja auch imaginär schon auf den Raum irgendwie einstellen, auch wenn wir jetzt dann aktuell noch nicht da proben zum Beispiel und aber immer zu wissen, okay, das wird vielleicht, diese Szene wird da stattfinden oder diese Szene wird da stattfinden, da merke ich, dass bei mir immer auch schon total viel im Spiel statt im Spiel passiert, wenn wir im Probenraum sind, dass ich das Gefühl habe, ich, ähm, ich arbeite so ein bisschen auf diesen Raum hin irgendwie.
Kollektiv: Ich habe auf jeden Fall schon das Glück gehabt, an außergewöhnlichen Orten zu spielen. Ich kann da mich an ein Zirkuszelt erinnern, wo ich eine Vorstellung hatte, die fantastisch war, aber auch total absurd, weil du halt einfach mitten im Raum spielst und alle von allen Seiten irgendwie reinschauen können. Wir mussten dann auch irgendwie den Backstagebereich mit absperren, dass dann nicht halt alles sichtbar ist. Das war auf jeden Fall absurd.
Kollektiv: Ihr musstet immer als Schauspieler:innen, musstet ihr immer auf der einen Seite abgehen und unter der Zelt Wand durch und ich stand hinter der Bühne und habe euch immer die Zeltwand hochgehoben, damit ihr einmal hinten ums Zelt rumrennen könnt und auf der anderen Seite wieder rein. Und die Kostüme waren so im Weg und die Hacken sind da fast stecken geblieben. Also das war ein schönes Erlebnis. Ja.
Aron Schmidt: Absolut absurd. Und dann bin ich immer mal wieder in Köln im Kunsthaus Rhenania. Da gibt es eine, eine Produktion, die im ganzen Haus quasi stattfindet, wo es verschiedene Räume gibt, die bespielt werden, wo das Publikum die Wahl halt welchen, welchen Raums dann auf der Etage wählt. Und das macht Spaß. Es macht Spaß, sich immer wieder auf einen neuen Raum einzustellen. Und zu gucken Welche Grenzen haben wir und welche Grenzen können wir durchbrechen auf eine Art und Weise? Und wie nah kann man ans Publikum ran und wie weit geht das Publikum auch mit? Also das ist ja jetzt gerade auch bei dem neuen Projekt dieses immersive, das ist total spannend, was man auch alles mit einem Publikum machen kann. Und da bin ich auch sehr gespannt drauf, wie das wird.
Sebastian Sonntag: Das heißt, die Schauspielerinnen und Schauspieler interagieren dann auch mit dem Publikum. Also was eben gesagt, die feiern zusammen eine Party. Also ich stelle es mir gerade so ein bisschen schwer vor, weil es ist ein Theaterstück, was da, was da auch irgendwie stattfindet.
Aron Schmidt: Um das genau herauszufinden, sollte man sich diesen Abend natürlich ansehen oder sich von jemandem erzählen lassen, der ihn gesehen hat. Weil das habe ich zu diesem jetzigen Zeitpunkt ja selbst noch nicht. Der Ansatz ist natürlich, dass das Publikum spielt die Party Besucher dieser Millionärs Party.
Sebastian Sonntag: Das heißt, das Publikum wird mit zu zum zum Theaterstück.
Aron Schmidt: Richtig.
Kollektiv: Eigentlich richtig. Genau das ist dann anders. Das ist dann auch für mich als Spieler werde ich zum Zuschauer in dem Moment. Es ist eine gleichberechtigte Begegnung. Das ist nicht nur Ich stehe auf irgendeiner Bühne, die irgendwie über den anderen ist und alle gucken hoch und ich. Mein größtes Glück ist es, die anderen in Staunen zu versetzen mit meinem Spiel. Nee, das ist dann Ich spiele, ich biete an und jemand reagiert darauf und plötzlich staunen beide und gucken sich an und bei den sieben Gehängten. Ich hatte da Momente, wo die Menschen da in den Raum kamen und ich habe mit denen am Boden gelegt und keine Luft mehr gekriegt vor Lachen. Ich habe mit den geweint, weil es dazu kam, weil es plötzlich total beklemmt wurde. Ich habe mich geschämt in Grund und Boden. So was mache ich da für einen Mist. So, Aber es ist halt wirklich so! Ja, es ist. Es ist es ist, es ist. Es ist wirklich eine gleichberechtigte, also eine Begegnung zwischen gleichberechtigten Lebewesen. So. Und zwar dadurch, dass alles möglich ist. Ich hatte auch in den sieben gehängten Moment, wo jemand plötzlich einfach da ich saß da oben an so einem runden Fenster und hab da angefangen zu zu zu reden, zu performen in diesem Raum, der mit Installationen vollgestellt war. Und am Ende stand ich da unten in dem Raum und wusste gar nicht, wie mir geschieht habe. Mein Text war irgendwann weg und dann saß da der Zuschauer plötzlich oben, hat einen grünen Schirm aufgespannt, hat. Da hat meine physische Handlung, die ich da am Anfang der Szene gemacht habe, übernommen und hat angefangen, Text zu reden, irgendeinen ausgedachten Text. Und ich stand da unten und dachte So was passiert hier. Und dann bin ich wie als wäre ich erlöst worden, als meiner, als der Spieler, der jeden Abend sieben Mal hintereinander dasselbe spielen muss. Ich hab den Raum verlassen und hab den da gelassen und hab ihn da spielen lassen und dachte einfach nur so was passiert hier so. Und dann war da jemand, der mich total in Erstaunen gesetzt hat, der mich total zum der, der für mich gespielt hat, plötzlich. Also und das ist ziemlich. Ja lebendig.
Kollektiv: Ich meine, wir müssen halt bei dem Abend gucken. Der Club hat natürlich auch eine physische Grenze. Das ist ein klarer Ort, der hat Grenzen. Und wir haben auch eine Dramaturgie, die durch diesen Abend führt. Es wird also auch Punkte geben, sagen wir mal so also die Figuren haben einen Ablauf, den sie, den sie abwandern. Das gesamte Geschehen ist natürlich am Roman orientiert. Das heißt, wir versuchen diesen Spagat zwischen Wir wollen eine Geschichte Geschichten erzählen und wollen uns trotzdem auch irgendwie einlassen auf den Input von außen. Und das wird, das wird es zeigen, inwiefern das uns glückt und wo wir ja auch, wo wir dann auch sozusagen während der Vorstellung nachjustieren werden müssen, weil wir erst ab der Premiere wissen Ach ei, da, jetzt wollen Sie, die wollen gar nicht, die wollen bei der Bar bleiben oder Eisenteile auf dem Klo oder jetzt. Jetzt fängt ja einer an zu diskutieren und will nicht mehr aufhören. So, jetzt geht's also. Weißt du, so, das kann man ja nicht, kann man nicht wissen.
Aron Schmidt: Also ich kenne Menschen, die haben Bedenken dem immersivenn Theater gegenüber, die möchten sozusagen nicht unbedingt angespielt, involviert werden. Und das ist natürlich den Performern bewusst. Und die merken ganz schnell, ob der angespielt, die angespielte Person darauf eingeht oder da nicht wirklich Lust drauf hat. Und dann ist die Sache auch direkt wieder entspannt. Also es ist nicht. Man muss keine Angst haben, dass man irgendwo reingezogen wird, wo man was man nicht möchte.
Sebastian Sonntag: Aber umgekehrt bedeutet das ja, dass sich dieser Abend und auch das, was die Schauspielenden dann da performen, verändert durch das, was passiert, in der Interaktion mit dem Publikum.
Aron Schmidt: Jeder Abend wird anders sein.
Sebastian Sonntag: Und das kann natürlich auch in alle Richtungen gehen. Also was passiert, wenn die Geschichte verändert wird in eine Richtung, in die sie nicht verändert werden soll? Oder was? Was ist mit Grenzen zum Beispiel auch?
Kollektiv: Es gibt natürlich Situationen, wo wo es eigentlich einfach Regeln bedarf, also wo es wo es klar sein muss, dass das man sich vielleicht nicht berührt oder das ins Gesicht fassen vielleicht jetzt nicht cool ist. Aber das kann man erstens alles klären am Anfang, oder man kann es auch in der Rolle klären. Man muss nicht unbedingt aus der Rolle brechen, obwohl ich das auch als legitimes Mittel verstehe. Wenn wenn ein Gegenüber dir so nahe kommt, dass du deine Rolle nicht mehr aufrechterhalten kannst, dann ist es auch legitim, da kurz herauszutreten und zu sagen Du, das ist gerade absolut grenzüberschreitend. Entweder wir können uns auf neue, neue Spielregeln einigen oder ich muss das jetzt gerade hier so beenden. Das finde ich auch legitim. Aber ja. Ich glaube schon, dass es Momente geben kann, wo, wo es, wo es einer Hilfe bedarf. Aber das muss man sich dann noch einbauen. Und so haben wir eine Figur eingebaut, die man quasi immer zu Hilfe rufen kann, die einem unangenehmes Gespräch eventuell verhindern kann.
Aron Schmidt: Aus Sicht des Publikums oder aus eurer Sicht.
Kollektiv: Aus unserer Sicht.
Aron Schmidt: Okay, weil das wäre jetzt noch mal eine Frage. Marlene dieses invasive was er, was beschrieben wird, gilt also ist die Invasion. Das Publikum kommt in euer Setting oder seid ihr sozusagen die Invasion fürs Publikum, die sich auf einen Performance Theaterabend einstellen? Wie rum ist das gedacht?
Kollektiv: Ich würde sagen, auf das kommende Projekt bezogen ist es ein bisschen beides. Also wir sind in dieser Bar, wo normalerweise kein Theater stattfindet oder soweit ich das weiß, bisher. Genau. Und gleichzeitig ist natürlich das Publikum immer in dem Theaterraum. Also das Publikum spielt quasi auch mit, weil es sich noch mal viel mehr gegenseitig bedingt, was zwischen Spieler:innen und dem Publikum passiert, in so einer kurzen Distanz, in der man sich da begegnet. Und genauso, wie denn das gerade beschrieben hat. Was, welche Grenzen kann ich da eigentlich noch aufziehen, wenn ich mit Leuten so Schulter an Schulter irgendwo stehe? Welche Grenzen gibt es da noch? Und sind die noch groß anders als im wirklichen Leben? Wie gehe ich damit um und wie bleibe ich trotzdem in meiner Rolle, ohne da irgendwie jetzt rauszukommen? Wie kann ich dann trotzdem noch Theater auch irgendwo so ein bisschen behaupten? Und trotzdem glaube ich jetzt zum Beispiel auf die Bar bezogen es ist beides. Wir dringen da ja auch in einen Raum ein, der sonst nicht bespielt wird. Auf so eine Art und Weise.
Kollektiv: Ist auch wieder so eine Diskrepanz. Das Bedürfnis nach Sicherheit und das Bedürfnis nach Fliegen. Also dieses. Ähm. Das ist das. Und das sind zwei Pole, die einfach immer miteinander ringen. So, weil es ist irgendwie so, diese Sicherheit loszulassen. Loslassen zu können. Darauf zu vertrauen. Auf der Bühne in. Im Spiel mit anderen. Ist unglaublich schön, wenn man das erlebt hat. Dass das funktionieren kann. Dass man wirklich die Kontrolle abgeben kann. Dass man eben ja, dass man. Dass man frei wird im Spielen, das aber ja eigentlich im klassischen Sinne sehr getaktet ist, sehr, ganz klar vorgeschrieben ist, eine ganz klare Schablone folgt und dann zu merken, im Improvisationstheater oder wie auch immer so zu merken Boah, man, man, man braucht es vielleicht gar nicht so sehr. Oder man. Oder man, man, man, man kann mal versuchen, da weniger kontrollieren, kontrollieren zu wollen, mal mehr zu wagen. Und meine meiner Erfahrung ist es so je mehr man wagt, was das angeht, umso. Um so überraschender. Kann das werden. Es kann auch total peinlich werden. Das ist die andere Seite und ich habe beides erlebt, zu genüge. Aber so diese, dieser Moment. Also für mich ist das so ein bisschen so, und zwar auch aus der Perspektive als Zuschauer. Wenn ich jetzt als Zuschauer an den Theaterabend gehe und plötzlich das Gefühl habe, da, da begegne ich einem anderen Menschen und noch nicht mal, also nicht, nicht mal diesen Menschen, sondern einer Figur, einer Phantasterei, eines Menschen oder eines Kollektivs. Das da aber, und das interagiert mir. Ich fühl mich dann wie alles im Wunderland. Ich fühl mich dann wie ich fühle mich dann verzaubert. Tatsächlich. Ich fühl mich dann, als wäre ich in einem Traum zum Beispiel. Und das finde ich als Zuschauer allein schon mal Wunder wunderschön. Da fühle ich mich danach jedes Mal unglaublich beschenkt. Ganz komisch aber, dass mich das und das animiert mich dann selber auch zum Spielen, zu spielerisch, zum Spielerischen, also einen spielerischen Anteil zu nehmen. Und andersherum. Als Spieler ist es wie so Ich verführe jemanden zum Spielen. Und wenn ich dann merke, dass ich das schaffe, dass ich jemanden verführe, mit mir zu spielen, dass der auch oder sie auch die Realität mal für einen Moment fahren lässt. Und dann begegnet man sich auf so einer schwebenden Ebene, wo man irgendwie miteinander lachen kann, miteinander weinen kann, miteinander aber in einem spielerischen Rahmen sich erleben kann, sich ausprobieren kann. Und das dann dadurch, dass ich klar ein Spieler bin und mein Gegenüber vielleicht einfach eine Zuschauerin, ein Zuschauer. Und es ungeplant passiert. Dann ist es irgendwie wie als würde man sich einem Traum begegnen, irgendwie irgendwie in einem Zwischenraum zwischen Realität und Alltag. Und ich weiß nicht was. Und das, finde ich, ist. Das. Das liebe ich einfach. Also, das ist irgendwie so was. Was? Das ist eine Begegnung. Eine Begegnung in einem ganz obskuren Raum, wo irgendwie ganz viel möglich ist. Und im besten Falle, wie du das gerade sagst, so schön beschrieben. Kann bei so was. Es kann Magie entstehen, würde ich sagen.
Kollektiv: Also ich kenne so was das, dass wenn sich das dann mischt, das, was sich jetzt das Kollektiv, die Spielerinnen sozusagen vorgenommen haben als Figur, trifft auf einmal auf einen echten Menschen aus dem Leben. Und irgendwie funkt es genau richtig. Also es ist. Es geht nicht kaputt gehen oder wird peinlich oder ogottogott, sondern es, weil die Chemie plötzlich stimmt. Die Chemie des Gastes, die Chemie des Spielers. Und plötzlich entsteht vielleicht ein Dialog, der so niemals gescriptet werden. Also den hätte man so gar nicht schreiben können. Und beide staunen in dem Moment und beide spüren es vielleicht auch. Und trotzdem. Und man weiß auch, dass es ein Theaterraum ist. Und trotzdem kann so etwas passieren wie Wow! So, und dafür, glaube ich, merke ich bei mir, Dafür lohnt sich dieses Experiment. Ohne genau zu wissen, was da eigentlich bei rauskommt.
Sebastian Sonntag: So, ich habe es eben gesagt. Wir kommen zurück zu dem Wort Kollektiv, weil ich total spannend finde, wie die arbeiten. Du hast eben gesagt, auch ohne Regisseur. Wie funktioniert es dann am Ende?
Aron Schmidt: Das ist eine sehr, sehr gute Frage. Und nach allem, was ich von diesem Kollektiv bisher gesehen habe, geht es am Ende gut. Der Weg dahin ist natürlich eine andere Geschichte, die ich vorhin schon geschildert habe.
Sebastian Sonntag: Was daran liegt, weil alle zusammen quasi miteinander den Stoff entwickeln.
Aron Schmidt: Genau. Und keiner von außen sozusagen Entscheidungen trifft und auch von außen nicht draufgucken kann. Und das man könnte manchmal sagen, das fehlt an der einen oder anderen Stelle, hat aber auf der anderen Seite den den den großen Reiz, dass dadurch Dinge entstehen und sich sich entwickeln können, die, wenn man sozusagen unter der Ägide eines Regisseurs arbeitet, gar nicht entstehen können, weil der Raum dafür gar nicht da ist. Und das macht diese Art von Theater sehr reizvoll, auch für das Publikum, weil meines Erachtens auch eine andere Identifikation mit dem Abend entstehen kann.
Kollektiv: Ja, das ist auf jeden Fall eine spannende Produktion gewesen bzw eine spannende Arbeit, da mal so komplett hierarchielos ranzugehen und das einfach zuzulassen, den Prozess zuzulassen und zu gucken, was entsteht da, was, wie arbeiten wir, wie arbeiten wir zu miteinander? Also da auch erst mal so ein ähm. Um zu verstehen, wie wir miteinander arbeiten können, welche Strukturen da sich entwickeln können, wie wir improvisieren, wie wir zu dem Thema recherchieren oder arbeiten. Und ähm, ich finde es sehr bereichernd, spannend und. Tatsächlich für mich mit einer der besten Erfahrungen, die ich bisher gemacht habe.
Kollektiv: Ich habe immer das Gefühl, bisher bei jeder Produktion, die wir gemacht haben, dass wir immer unseren Zugang finden und dadurch ist es dann fast wie so eine, ist es dann schon so prädestiniert, weil das, was da jetzt entsteht, glaube ich, nicht entstehen würde, wenn wir nicht so im Kollektiv arbeiten würden, wie wir das gerade tun. Also dass alle sich so auf ihre Art und Weise einbringen können und das Gefühl schon auch alle diesen, diesen ganzen Themenkomplex so durchsteigen und dass man in so viele verschiedene Bereiche guckt, das ich habe irgendwie schon das Gefühl, ich ich komm dadurch noch mal näher an den Stoff ran und ich, glaube ich..Ich durchsteige die ganzen Themen, die damit zusammenhängen noch mal ganz anders, weil ich die aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten kann. Ja.
Kollektiv: Also ich kann mir, glaube ich, nur ein solches Projekt im Jahr leisten, weil es schon einfach sehr, sehr viel Aufmerksamkeit bedarf für alle. Auf eine sehr, sehr fordernde Art und Weise insofern, als dass wir nicht Wir haben keinen Regisseur, wir haben niemanden, der uns die letzte Antwort gibt. Und wir haben niemanden, den wir immer suchen können als Gegenüber. Das heißt, wir sind gefordert, uns im Kollektiv immer ein Gegenüber zu sein und ein Gegenüber zu suchen. .. Und. Ja, das glaube ich, braucht. Egal wie sehr man die Aufgaben aufteilt, auflöst, ja sehr flache Hierarchien einbaut oder gar keine Hierarchien einbaut, ist es total wichtig, dass jeder immer ein Gegenüber hat in der jeweiligen Position, in der er gerade ist oder sie. Genau das ist für mich so der wesentliche Punkt in der Arbeit darauf zu achten. Und ich merke das dann schon relativ schnell, wenn ich merke Ah, da komme ich nicht weiter. Ich habe hier keinen Regisseur, der fragen kann, aber ich weiß, wen von meinen Kollegen ich mir aussuche, um das jetzt für mich zu lösen. Und das macht die Arbeit gleichzeitig unglaublich spannend, aber gleichzeitig auch sehr fordernd.
Kollektiv: Na ja, es ist also klar, es ist, je mehr man einander kennt, finde ich so um so, Mir jedenfalls fällt es leicht. Ich kann jetzt zum Beispiel weiß ich eine Liebesszene spielen mit jemandem, den ich gar nicht kenne. Ist für mich unfassbar schwierig, das zu behaupten. So, dann habe ich auch überhaupt keinen Bock, mich so zu zwingen. Mittlerweile mehr Ich habe mehrere so Erfahrungen gemacht, wo ich gedacht aber so, nee, das ist nicht meins. So, das will ich auch überhaupt nicht. Also so, wenn, wenn, dann möchte ich mir das erarbeiten, dass das geht, weil das geht mir ganz oft viel zu schnell so ich jemanden so nah an mich ranlassen, nicht die Angst zu haben, wenn ich jemandem anderen so nahe komme, da zu weit zu gehen oder so, dieses da würde ich mir Zeit nehmen für dürfen und da möchte ich, dass das sich entwickeln darf und dass das, weil das ist für mich eben nicht. Manche schütteln sich das aus dem Ärmel und machen das super. Ich bin da nicht der Typ für. Und deswegen ist so eine gewisse finde ich es toll, mit Kolleg:innen zu arbeiten, wo eine gewisse Erfahrung einem eben auch wieder Sicherheit gibt oder Vertrauen gibt. So, aber jetzt im Spiegelbergerischen Kontext ist es immer, finde ich. Also merke, ich habe bei mir, da muss ich auch wieder unglaublich viel aushalten, weil wir gehen ja dann auch jetzt auch in der Produktion haben wir jetzt auch habe was, was lachst du?
Kollektiv: Ne, mach weiter!
Kollektiv: Laber ich zu viel, oder..
Kollektiv: Gar nicht nackt. Aber dieses Aushalten ist so geil .. Wir müssen so viel aushalten.
Kollektiv: Ja, ja, das ist ja, ich meine, meine Güte, das ist Luxus, Luxus aushalten. Aber es ist für mich trotzdem aus der Perspektive von da, wo ich herkomme, wie ich vorher gearbeitet habe, wie ich interessiert wurde zu arbeiten, sag ich mal ja, merke ich da Boah, das ist eine krasse Auseinandersetzung, die der stattfindet und kostet mich viel Energie, so auch jetzt so zu sagen okay, klar, wir haben Spiegelberg irgendwann mal gegründet. Und dann aber haben wir erst einen sehr kleinen Rahmen, die erste Produktion gearbeitet, Raub, dann die zweite Produktion waren sehr gleich, sehr viel mehr Menschen. Hauptsächlich Menschen, mit denen wir auch schon, die wir auch schon kannten, mit denen wir auch schon länger zusammengearbeitet haben. Das heißt, das Vertrauenslevel war schon sehr groß ist. Das hat es erleichtert in dem Moment. So, und dann ging es weiter, jetzt bei dieser Produktion zum Beispiel für mich wieder ganz neue Personen, mit denen ich vorher noch, die ich vorher gar nicht kannte, teilweise und mit denen ich auch vorher noch nie gearbeitet habe. Milan und und und und und und Dan, Ja, und dann ist es natürlich so Wir formulieren als Spiegelberg Interesse an jemandem. Hey, hast du nicht Lust, bei uns mitzumachen? So. Okay. Dann sagt der diejenige zu und dann geht's los mit den Proben. Wo? Wo kein Plan existiert, wo niemand ist, der dirigiert, wo niemand. Und das ist man gewohnt. Und da komme ich ganz schnell in so eine, in so eine. Oh Gott, ich. Ich werde meiner Verantwortung nicht gerecht, denjenigen diejenigen mitzunehmen, anzuleiten. Ich mach mir sofort. Also dann ist für mich die Eingewöhnungsphase total schwierig, weil ich ja selber schon total das aushalten muss, dass es nicht wirklich einen vorformulierten Plan gibt und nicht wirklich jemanden gibt, der dirigiert, sondern ich als Spiegelberg mit anderen formuliere eine Einladung für die für die jetzige Zusammenarbeit. Jemand sagt zu kommt dazu Ja, und dann halten wir mal gemeinsam aus und kein Plan. Was schlägst du vor? Also, du weißt, was ich meine. Das ist. Es ist so, man fühlt sich so verantwortlich. Ist es auch auf einer gewissen Art und Weise. Und dann habe ich das Gefühl, ich kann dieser Verantwortung gar nicht gerecht werden, weil ich ja nicht sage was. Weil ich ja nicht. Weil ich ja nicht klare Ansagen machen kann.
Kollektiv: Und dann, wenn ich da kurz einer habe, das ist für mich total geil, weil nämlich diese Gefühle kenne ich auch. Aber zum Thema Wie ist es mit alten Kollegen und Kolleginnen zur Arbeit, mit denen man schon ganz lange super vertrauen? Hey, man kennt sich man. Im besten Falle jetzt sogar. Und man weiß, wo die Grenzen sind. Des anderen. Und so weiter Und so weiter. Und für diese Position kann ich festhalten oder was Paul sagt. Das ist halt total gut ist, wenn neuer Input kommt. Also bei der Produktion hat man das total stark. Also Dan und und Milan, also ein Musiker, ein Schauspieler sind hinzu gekommen, hatten vorher nichts mit diesem Ensemble zu tun, wussten nichts, haben vielleicht eine Produktion gesehen, sind komplett unvorbelastet, also unvorbereitet hier reingekommen, hier rein gerauscht und bringen halt. Also haben mich persönlich ganz oft total entspannt, weil die halt total Bock haben, total offen sind, überhaupt keine Probleme erst mal sehen, sondern halt einfach machen. Und dadurch natürlich die Dynamik innerhalb unseres Netzwerkes, was es jetzt schon sehr lange gibt, einfach auch verändern durch ihre, sagen wir mal ja durch ihre positive, offene Art und Weise. Und da merke ich, die haben sich bei mir einfach auch ganz viele Fragezeichen einfach aufgelöst. Weil die einfach aus einem anderen Blickwinkel gucken. Und das, glaube ich, ist ganz wichtig auch für letztendlich wenn man lange zusammenarbeiten will, merke ich also ist dieser Input, dieses neue Element von außen. Ah, das ist. Das ist schon. Das kann sehr, sehr, sehr gut sein für eine Gruppe, die sich schon sehr lange kennt und bestimmte Mechanismen hat, bestimmte Gewohnheiten pflegt, vielleicht auch bestimmten Auseinandersetzungen aus dem Weg geht. Sagen wir es mal so, je nachdem, Weil man halt. Weil man gewohnt ist, miteinander umzugehen. Man gewöhnt sich ja aneinander. Und das ist einerseits, was total schön ist, kennen wir auch von Beziehungen eine Gewohnheit, Kuscheln und so? Wir kennen das. Aber es ist dann auch ganz toll, manchmal diese Irritation zu bekommen und zu merken Oh, da gibt es ja noch eine ganz andere Sicht gerade.
Kollektiv: Es ist vielleicht sogar überlebenswichtig, diese Impulse, diese Impulse mit rein zu nehmen. Immer wieder und eben nicht. Ähm. Weil. Weil sonst sind die Strukturen, glaube ich dann einfach nie was Neues von außen kommt. Es sind weil weil klar, gibt es auch. Natürlich gibt es auch Konflikte. Konflikte, die sich auch nicht einfach nur zu damit lösen, indem man drüber redet. Manchmal habe ich das Gefühl, energetische Angelegenheiten, so wie ich energetisch mit jemandem eben mal passe, aber mal auch überhaupt nicht. Und dann gibt es Konflikte. Und dass die sich verhärten, wenn man überhaupt immer nur in den eigenen vier Wänden sozusagen immer im selben, in der selben Konstellation so durch die Gegend stolpert, dann ist da fast, also ist das total sinnbringender, sinnstiftender, konstruktiver Impuls, den man sich mit reinholt, dass man auch noch, weil man auch weiß ah ja, da ist noch mal eine ganz andere Perspektive, die auf einen drauf sieht. Und man sieht selbst auf dich drauf über diese neue Perspektive und versucht sich selbst ja wieder darüber neu zu erfahren. Nur dadurch bleibt ein gewisses Maß, glaube ich, auf Dauer an Beweglichkeit und Flexibilität an, an der Möglichkeit zum Kompromiss. So und glaube ich so und so erfahre ich das auch. Also so auch auch in Bezug auf mich selbst.
Kollektiv: Also ich muss auch sagen, ja, für diese Position ist für mich echt neu. Die Herausforderung ist eigentlich noch größer als jemals zuvor. Also dieses immersive Ding. Ich weiß auch gar nicht, ob ich das kann. Das werde ich dann merken. Am 22. spätestens. Aber ich merke es mal, dass ich mein Verhalten in dieser Produktion, glaube ich, anstellen justieren konnte, weil ich oft so der Typ bin, der halt dann so um zehn vor zehn schon auf der Probe steht. Die Probe fängt um zehn an! Um 10/10 schon da steht und denkt okay, er ist da, heute, heute, heute muss was passieren, so als klar. Dann kommen so die ersten Kollegen um fünf nach zehn und der späteste kommt dann um 10:11. War aber 10:00 so und ich merke, innerlich fange ich an zu kochen und merke ich bin so, ich brauche Struktur und ich brauche. Ich brauche Verbindlichkeit. Und dann bin ich ganz oft der, der dann halt oder immer wieder der, der dann in so einen stressigen Ton und so Ja, hallo, wir haben gesagt fang zehn an. Und dann sind alle so, ja alles gut bei dir? Und dann ist die Stimmung am Arsch und ich bin am Arsch. Und es ist total bescheuert eigentlich. Und bei dieser Produktion auch durch die neuen Kollegen, zum Teil durch deren Energie, sagen wir's mal durch deren einfach Lust Anwesenheit, was auch immer, habe ich gemerkt, dass ich das oft gespürt habe. Diesen Impuls, diesen ah, der quengeln Impuls der Kritiker. Und hab mir da aber selber gesagt Hey, relax, atme. Und das war für mich echt cool. Neu. Und interessanterweise sind dann auch ganz oft in dieser Entspannung dann nicht von mir, dann als Strässer ausgelöst. Aber irgendwie durch die Gruppendynamik sind dann wirklich schöne Sachen entstanden. Und das das war echt eine gute Erfahrung.
Sebastian Sonntag: Und was ja auch noch mal zusätzlich besonders ist ich weiß gar nicht, ob ihr das überhaupt schon mal erwähnt haben ist, dass Paul und Jonas Brüder sind.
Aron Schmidt: Richtig.
Sebastian Sonntag: Ich stelle mir so vor, dass das das Arbeiten auch besonders macht, sage ich jetzt mal Also wahrscheinlich auf der einen Seite irgendwie auch einfacher, weil du ja, wen kennst du besser als Familie so, aber auf der anderen Seite auch wahrscheinlich schwieriger, weil mit wem kannst du besser streiten als mit Familie? So.
Aron Schmidt: Genau, den Eindruck kann ich, kann ich bestätigen. Aber es ist eine sehr, sehr fruchtbare brüderliche Beziehung, die die beiden haben. Und das war jetzt in dem Moment auch in dieser Gesprächssituation ganz toll zu beobachten, wie die beiden miteinander übereinander gesprochen haben und was da für eine Energie entstanden ist. Das macht man ja normalerweise auch so im normalen Alltag. Nicht, dass man das mal zu reflektiert, sozusagen die gemeinsame Zusammenarbeit als als Brüder.
Kollektiv: Soll ich anfangen, oder?
Kollektiv: Was du möchtest. Es ist der ältere..
Kollektiv: Ja, aber du hast heute Geburtstag.
Kollektiv: Ich habe also erst mal Wow, Ja, okay. Ähm, na also. Ohne meinen Bruder wäre ich gar nicht, wäre ich gar nicht, vielleicht gar nicht Schauspieler. So das erste Theaterstück, was ich gesehen habe, da war ich 18 tatsächlich erst. Also das erste nennenswerte Theaterstück, das ich, das jetzt nicht nur eine eine Stunde Mathe frei in der Schule bedeutet hat. Und dann ging es irgendwie um irgendwelche Probleme, die Jugendliche haben und die man da jetzt irgendwie auf der Bühne austreten, ausbreiten muss und wie auch immer. Genau. Wir haben dann schon früher in einer Jugend Theatergruppe angefangen zusammen zu spielen in Köln und also das ist großartig. Das ist einfach großartig, dass wir so viel miteinander arbeiten konnten, es gerne tun. Ähm, trotz der Streitbarkeit sag ich mal zwischen uns als Brüder alleine schon. Aber ich meine letztendlich, wenn ich dann überlege, haben wir eine Laufbahn zusammen, die weit darüber, über unsere Theater Anfänge hinausreicht. Also wir haben schon mit zwei drei zusammen gespielt, also also so dieses, diese, diese Verbundenheit, dieses sich gegenseitig kennen, dieses sich gegen. Also miteinander, sag ich mal miteinander spielerisch reagieren, agieren können. Die persönlichen Töne, die man über die Jahre zusammen studiert hat, als Brüder. So, das ist ein großes Repertoire, das einem alleine gar nicht zur Verfügung steht. So ein Spielpartner zu haben, mit dem man so verwachsen ist, das ist, da kann man sehr in die Vollen gehen, wenn man zusammen auf der Bühne agiert. Da kann man sehr viel riskieren, da kann man sehr viel, sehr direkt werden. Ich weiß noch, ich habe mal früher mal so Leere Stadt gespielt. So ein Stück, wo zwei Brüder sich in einer leeren Stadt begegnet, begegnen beide in der unterschiedlichen Armee. Die begegnen sich ja seit Jahren das erste Mal wieder und ich weiß noch, wie wir da so eine Improvisation hatten, wo dann das Arbeitspflicht angeht. Und plötzlich sind wir nicht mehr diese zwei Figuren, sondern sind wirklich zwei Brüder. Im Stück waren es auch zwei Brüder, aber dann sind wir halt Paul und Jonas und nicht mehr Johnny und Jerro. So hießen die. Und dann sagt er Jonas, ein Satz und mir kommen die Tränen, weil er das auf eine Frequenz sagt, die ich als Bruder kenne, die mich total triggert, die mich total kriegt. Und er weiß das. Und dann brauch ich nicht mehr spielen. Ich kann einfach da sein und Kontra geben und kann es aber tatsächlich. Kann diesen vermeintlichen Real Bruder Konflikt spielerisch spielerisch nehmen und spielerisch sehen und mich dabei erforschen und dabei erforschen. Weiter forschen. Das ist, das ist, das ist. Das finde ich einfach. Das ist das hat man normalerweise halt einfach in einem Ensemble, wo man sich unglaublich lange schon kennt, eine ganz, ganz lange eine gemeinsame Arbeitssprache kultiviert hat, zusammen sich sehr viel miteinander auseinandergesetzt hat, um sich sehr genau zu kennen und zu wissen, was geht zu weit, was geht nicht so weit. Also bei mein Bruder fühl ich mich einfach unglaublich sicher und gleichzeitig kann ich aber unglaublich viel riskieren. Und das ist ja dann sozusagen man bringt diese beiden sich eigentlich widersprechenden Pole, kann man unglaublich gut zusammen zusammenziehen und daraus unglaublich in seinem Spiel profitieren. So und abgesehen von dem ganzen, sich darüber zu unterhalten, also dieser sich weiterhin auch während man spielt, sich auseinanderzusetzen, sich weiter zu forschen, weiter zu analysieren, weiter zu gucken, zu gucken haben, das hat heute nicht gestimmt. Warum hat das heute nicht gestimmt? Was war da in der Szene los? Vielleicht müssen wir das mehr So, so eine sehr, sehr enge Arbeitsbeziehung, wo man sehr, sehr genau arbeiten kann. Weil ganz oft ist es total schwierig im Theater, im Betrieb. So, dann willst du mit jemandem vielleicht das analysieren und willst darüber sprechen. Hey, die Szene gestern, guck mal, da war. Und sofort versteht der oder diejenige das als Kritik. Weil du bist ja nicht der Regisseur und das soll auch nicht sein. Und das ist ja auch gar nicht gemeint. Aber es ist sehr schwierig, dann einfach da nochmal einen Schritt weiter gehen zu können, da noch mal irgendwie das ansprechen zu können, ohne dass derjenige diejenige sich verletzt fühlt oder angegriffen fühlt oder kritisiert fühlt. So, und da hat man einfach eine tolle Gelegenheit, die man sich gegenseitig bietet in der Arbeit einfach sich kontinuierlich und auch immens weiterzuentwickeln. So. Das ist großartig So, und wenn man sich streitet, was dann auch durchaus heftig wirken kann, weiß man aber auch Hey! Wir sind Brüder. Das wird sich schon wieder ergeben. Okay, jetzt atmen wir kurz durch. Ich atme mal kurz durch. Danach kann man. Man hat sehr oft die Erfahrung gemacht, dass man sich auch wieder versöhnt hat. Dass man auch wieder. Dass man weiß, man will sich nichts Böses, sondern man will, man möchte das zusammen machen. Ja, das ist cool, toll.
Aron Schmidt: Ja. Also. Kannst du noch was ergänzen, Jonas?
Kollektiv: Schön, Schön, das zu hören von dir. So. Also, das ist ja so, also ich mich erinnere. Ich erinnere mich jetzt auch einfach. Wir haben ja, es gab so einige Stücke, die haben wir auch sehr lange gespielt. Und dann kommt dann sozusagen zusammen, einerseits, dass wir uns schon sehr lange kennen als Brüder, so auch als Kollegen schon sehr lange kennen und dass wir dann gemeinsam auch noch solche Theater Reisen machen. Das ist dann schon sehr. Also wenn etwas auch noch reifen kann, sich entwickeln kann und man dabei auch noch älter wird als Brüder auch noch und als Kollege Kollegen. Und immer noch weiterentwickelt. Was du grade meinte ist ja so nicht. Also eigentlich immer haben wir, haben wir beide, sind wir auch so veranlagt, immer noch immer so nachzuspüren, so ja, irgendwie, ja, da war da noch mehr, da ist immer mehr möglich. Das ist halt toll, wenn wir uns zu zweit zu ticken und dann kann man immer noch so eine kleine, so ein bisschen da Feintuning und da und dann freut man sich tierisch, wenn bei der nächsten Vorstellung dann die Szene auf einmal so geil ist wie, weiß ich nicht wie noch nie, weil plötzlich das kleine Rätsel gelöst wurde. An dem, an dem wir beide sozusagen auch immer noch so dran waren, weil wir immer dachten, irgendwas stimmt noch nicht. Also ich würde einfach so sagen, das habe ich also das gehört auch glaub ich, mit zu den intensivsten Theater Reisen. Also die, die die Stücke, die wir da gespielt haben, das wir so ich glaube, wir konnten zu zweit schon das Gefühl entwickeln, dass man so dass man fliegt, das alles stimmt. Und dann bist du im Flow und dann, dann musst du nichts, dann, dann spielt es dich, es spielt uns und alles stimmt auf einmal. Und das hat die ganze tierische Arbeit, die wir natürlich leisten, sogar das ist jetzt nicht einfach vom Himmel, das ist tierisch viel Arbeit. Aber auf einmal, als würde sich alles in die richtige Position setzen und. Man fliegt. Und dann guckt man sich an einer, ist leer im Gesicht und ist glücklich. Oh, das. Das kenn ich so, das kenne ich so, nur mein Paul eigentlich nicht. Also, das ist, glaube ich, das. Was? Also, es ist super.
Kollektiv: Aber.
Kollektiv: Nee, nee, gar nicht. Ich wollte das eigentlich nur, weil ich das auch noch mal sozusagen für mich auch noch mal so rekapitulieren, dass ich das auch als unglaubliches Geschenk empfinde und dass das auch ein ganz wesentlicher Teil von meinem, von meinem Theaterleben ist. Weil du vorhin gesagt hast, du bist durch mich zum Theater gekommen. Ja, durch. Der große Bruder hat es zuerst gemacht, aber letztendlich habe ich dann ich habe dann auch eine Art durch dich, also durch uns, dann das Theater auf eine ganz besondere Art kennengelernt, die ich so gar nicht hätte ich gar nicht kennengelernt. So, und das andere ist dadurch, dass wir aber Brüder sind und dass wir uns so lange schon kennen und dass wir uns sehr nahestehen, gibt es das halt auch. Kenn ich von mir. Wenn ich dann dünnhäutig bin und vielleicht auch gerade mit mir nicht so ganz in meiner Mitte, dann kann manchmal halt auch in der Probe oder in der Arbeit, in Auseinandersetzungen, wo man ja auch ackert, wo man sucht und wo man wütend ist, wo man also wütet, weil man selber ringt. Man ringt um die Figur, man ringt auch darum, die Verzweiflung loszuwerden und irgendwie zu Klarheit zu kommen. Jeder auf seine Art, und wenn man dann halt keine Ahnung hat, ein bisschen schief steht, dann kann so eine Frequenz vom eigenen Bruder kann einem voll aus den Latschen schießen und dann merke ich, so kommt irgendein Ton von Paul und ich bin halt innerlich und dann mach ich voll zu und bin total verunsichert. Merk so krass ich kann dann ganz extrem, ich kann, ich kann nicht mehr mit dem arbeiten, das geht nicht, weil das, weil das einfach zu nah ist. Das löst sich dann wieder auf. Und so weiter und so weiter. Ich will nur sagen, wenn man sich halt so nah an der Arbeit ist, hat es auf jeden Fall auch immer noch eine andere Seite. Das kann auch, das fordert auch einen. Da muss man sehr gut auch miteinander vorsichtig sein und sensibel sein,
Kollektiv: Auch viel aushalten hahaha
Kollektiv: Oder ausflippen. Aber es ist ein bisschen ein sehr lohnenswertes Aushalten.
Kollektiv: Du hast ja richtig schön gesagt, jetzt ist das eine. Also mit meinem Bruder spielen ist ein sehr lohnenswertes Aushalten.
Kollektiv: Aber wenn man jetzt sozusagen grundsätzlich dazu sagt, das jetzt mal gerade so wird, das das ganze Leben nichts anderes ist als eine Art von Aushalten oder bestimmten Dingen. Ohne jetzt zu tief zu gehen in den Podcast ist das sehr, sehr schönes Aushalten.
Kollektiv: Es gibt halt eben so ein Aushalten und ein sehr, sehr schönes Aushalten.
Aron Schmidt: Ihr wart noch nie Zuschauer in euren Stücken, oder?
Kollektiv: Ist das sehr schön oder schrecklich,..
Kollektiv: Oh, die labern schon wieder Scheiße. Wie lange dauert nochmal die Nummer?
Sebastian Sonntag: Wenn ihr es Bock habt, euch das mal anzuschauen, was dabei rausgekommen ist, dann habt ihr zumindest die Chance, wenn ihr diesen Podcast relativ zeitnah hört, nachdem er erschienen ist. Es gibt nämlich Termine im Herbst und Winter 2022 bis in den November rein. Richtig?
Aron Schmidt: Richtig.
Sebastian Sonntag: Und die findet ihr auf Qultor.de.
Aron Schmidt: Und falls ihr sozusagen zu spät dran seid und den Podcast erst in fünf oder zehn oder 25 Jahren hört, auch dann findet ihr Informationen zu Spiegelberg auf qultor.de oder die sage ich jetzt noch dazu: weristspiegelberg.de Die sehr schön designte Webseite dieses Kollektivs.
Sebastian Sonntag: Verlinken wir euch natürlich auch noch mal in den Shownotes. Dann braucht ihr euch das jetzt hier nicht mitzuschreiben. Ja, und damit sind wir durch mit der zweiten Folge Qultorell unterwegs. Vielen Dank, Aaron.
Aron Schmidt: Vielen Dank, Sebastian.
Sebastian Sonntag: Und danke, dass ihr mit dabei gewesen seid. Und wenn ihr was habt, was ihr uns noch mitgeben möchte, dann immer her damit. Wir freuen uns über euer Feedback. Über Instagram zum Beispiel. Oder einfach an Podcast@qultor.de.
Aron Schmidt: Und das möchte ich gerne unterschreiben, weil ich habe bisher noch keine Email bekommen auf podcast@qultor.de.
Sebastian Sonntag: Ist das hier die Mitleidstour?
Aron Schmidt: Das ist die Mitleidstour. Bitte zumindest ein Hallo. Also ich habe mir selbst eine geschickt um zu testen, ob die Emailadresse geht, aber seitdem ist doch nichts passiert. Wobei sie auch erst seit ein paar Tagen online ist. Aber ich würde mich sehr freuen über Feedback über alle Kanäle, aber ganz besonders über podcast@qultor.de.
Aron Schmidt: Dann wisst ihr, was ihr zu tun habt. Bis zum nächsten Mal. Auf Wiederhören.
Lisa Bihl: Das war Qultorell Unterwegs der Kultur und Begegnungs Podcast aus Köln. Eine Produktion von Qultor und der Sendeeinheit. Lege dir ein Qultor Profil an und folge deinen Lieblings Kultur Orten, Künstler:innen, die dich begeistern oder Themen, die dich bewegen. So verpasst du keine Veranstaltung, die dich interessiert. Qultor.de im Netz, @Qultor auf Instagram und Kultur live in deiner Stadt.
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