#6 – Futur3 und das Schauspiel Köln, eine Kooperation

Shownotes

Außergewöhliche Kooperation unterschiedlicher Arbeitsweisen zu einem wichtigen Thema europäischer Geschichte

Anhand von Original-Biografien, Briefwechseln und Zeitungsartikeln aus den dreißiger Jahren bringt das Theaterkollektiv Futur3 in Kooperation mit dem Schauspiel Köln und dem Orangerie Theater die Geschichte des Holodomor, ein "Morden durch Hunger" an der überwiegend bäuerlichen Landbevölkerung der Ukraine durch das Stalin-Regime in den Jahren 1932/33 auf die Bühne.

Premiere feierte die Produktion im Schauspiel Köln und wird Anfang 2023 im Orangerie Theater gezeigt. Wir unterhalten uns mit André Erlen, dem Regisseur des Stückes und der Dramaturgin Lea Goebel vom Schauspiel Köln über die Entwicklung des Stoffes und über die Besonderheiten dieser Kooperation der Freien Szene mit einer städtischen Institution.

Wo liegen die Unterschiede in der Arbeit, wo liegen die Chancen solcher Kooperationen? Welche Arbeitsbedingungen braucht die Freie Szene und welche Rolle kann das Schauspiel einnehmen? Ist die Freie Szene wirklich frei?

Foto auf dem Cover von Ana Lukenda

Zu den Stimmen:

Aron spricht mit Lea Goebel, Dramaturgin im Schauspiel Köln und André Erlen, Theatermacher und künstlerischer Leiter von Futur3. Wir hören im Laufe der Folge kurze Ausschnitte aus "Die Revolution lässt ihre Kinder verhungern" mit den Stimmen von Yasia Sayenko, Anja Jazeschann und Stefko Hanushevsky und musikalische Bearbeitungen von Mariana Sadovska, Jörg Ritzenhoff und Yasia Sayenko.

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Für Qultor am Mikro: Sebastian Sonntag ist Radiojournalist, Moderator und Podcastenthusiast. Er mag Musik, gutes Storytelling und Raumschiffe.
Aron Schmidt ist Gründer von Qultor, interessiert sich für Netzwerke hinter den Kulissen und übt Podcasten am lebendigen Objekt.
Die Schauspielerin und Sprecherin Lisa Bihl schenkt uns Ihre Stimme für die Struktur.
Die Musik entstand durch eine Impro-Session mit Philipp Bramswig, Julia Brüssel, Matthias Akeo Nowak und Janning Trumann. Ein Qultor Sound Projekt, produziert von Aron Schmidt.

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André Erlen: Also nur kurz. Es ist ich glaube, mich zu erinnern. Das ist schon ein Thema, sicherlich schon 25 Jahre alt. Das ist so eine Art Tanzboden, mobilen gibt eigentlich mal gedacht, auch für die freie Szene, dass man den sich nämlich mietenoder besorgen kann, in seinen Proberaum damit arbeiten kann also es wirklich schon lange her. Und der landete irgendwann in einem Proberaum des Schauspielhauses. Das muss man natürlich verwalten. Wer kriegt den wann, wie, wie wird es transportiert? Wo wird er gelagert? Wer zahlt das denn alles und so weiter. Das ist dann ausgeplätschert. Ich wüsste nicht, wo wir diesen Tanzboden jemals finden können.

Aron Schmidt: Ich hab von dem auch schon mal gehört.

Lea Goebel: Soll ich nochmal auf die Suche gehen?

Lisa Bihl: Qultorell unterwegs der Kultur- und Begegnungspodcast aus Köln mit Aron Schmidt und Sebastian Sonntag.

Aron Schmidt: Jetzt muss ich irgendwie einen einen richtigen Einstieg finden nach diesem unverhofften Erlebnis und diesem starken, harten Tobak, den ihr da verhandelt.

Lea Goebel: Mein Name ist Lea Goebel, ich bin Dramaturgin am Schauspiel Köln seit 2019, und ich bin eigentlich in der freien Szene groß geworden, habe da meinen ersten Theatererfahrungen gesammelt. Das war zu meiner Studienzeit in Bonn. Da gab es ein freies Kollektiv namens „never ending story“. Das existiert jetzt in einer anderen Konstellation. Aber da habe ich meine ersten zwei, drei Theaterproduktionen gemacht und war dann auch während meines Studiums in Paris dort in der freien Theaterszene unterwegs und bin eigentlich erst nach diesen Erfahrungen, dann 2017 als Assistentin ans Schauspiel Köln gekommen und somit dann das erste Mal an Stadttheater und seit meiner Zeit dort ist das die erste Konstellation oder Schauspiel Köln mit der freien Szene zusammen kooperiert.

André Erlen: André Erlen, ich bin Theatermacher und habe mit meinem Kollegen Stefan H. Kraft und Klaus Maria Zehe Futur drei gegründet, vor fast 20 Jahren. Also es ist schon lange her hier in Köln und als ja unsere Plattform, zeitgenössisches Theater zu machen, Eigenproduktionen auf in der Regel basierend auf Recherchen zu entwickeln. Und wir haben viel im öffentlichen Raum Science Specific gearbeitet. Das war so nicht nur unser Anfang, das kommt auch immer wieder vor. Je nach Thema suchen wir uns Orte, die eben zu diesem Thema passen, um nicht dauernd im die Bühnen zu putzen, sondern ganz andere Raum- Erlebnisse, Begegnungs-Erlebnisse zwischen Performer in und Publikum zu ermöglichen. Und so weiter. Also ja, das ist das Futur drei und vielleicht noch wichtig. Wir sind nicht nur in dem Kollektiv tätig, also auch sehr seine treuen Konstellationen seit vielen Jahren mit vielen Kolleginnen, die das zusammen gestalten Futur drei, sondern auch in einem Netzwerk Freihandelszone, die wir mit dem atonal Theater, wehr 51 und Mouvoir, das Stephanie Thiersch gegründet haben, ein Netzwerk. Wir unterstützen uns gegenseitig, haben Proberaum Büro, eigenen gemeinsamen Auftritt und organisieren gemeinsam das UrBäng Festival. Das war eine lange Geschichte.

Sebastain Sonntag: Und damit können wir schon mal unsere beiden Protagonisten für heute zumindest die, die neu sind. Hier im Podcast der dritte Protagonist wenn man so möchte, bist du Aron, du hast die beiden getroffen, wo eigentlich?

Aron Schmidt: Hallo Sebastian. Ich habe sie im Planet Nippes Studio, ein Fotostudio in Nippes, wie der Name schon sagt, getroffen und dort fanden die Proben zu dem Stück „Die Revolution lässt ihre Kinder verhungern“ statt.

Sebastian: Das ist auch das, wo wir gerade schon aus mit Post gehört haben.

Aron: Genau das ist eine Koproduktion des freien Ensembles futur drei und den Schauspiel Köln

Sebastian: haben ja gerade auch schon gehört. Das ist schonmal ungewöhnlich. Also eine eher ungewöhnliche Zusammenarbeit. Aber auch das das Thema ist eins, was man möglicherweise nicht sofort auf dem Schirm hat.

Aron: Kurz umrissen worum geht es also, ganz kurz umrissen, behandelt es ein doch recht unbekanntes, sehr dunkles Thema im Laufe des Zweiten Weltkrieges in der Sowjetunion, und zwar den Holodomor. Das übersetzt ungefähr das Töten durch Verhungern und behandelt die um Stalin-Regime aktiv verursachte Hungersnot in der Ukraine, ein sehr schweres Thema, was einfach nicht so in der Öffentlichkeit bekannt ist und wo auch während der Sowjetunionszeit es kaum eine Möglichkeit gab, dazu zu forschen.

André Erlen: Ausgangspunkt ist eben der große Hunger menschengemachte Hunger, 1932/33 in der Ukraine. In den Jahren hat es große Hungerkatastrophen in anderen Regionen der Sowjetunion gegeben. Kasachstan war ganz schlimm. Wolga-region und Cuban und Kasan Regionen im Kaukasus. Der Hauptgrund Auslösung war die Kollektivierung der Landwirtschaft und Industrialisierung. Stalin hat ebenso gesagt das ist eigentlich die zweite Revolution und der die Revolution von oben, die jetzt folgt der ersten Oktoberrevolution. Und das ist nicht die die Macht nur zu etablieren, sondern die ganze Gesellschaft umzustrukturieren. Und die Industrialisierung hat in den Städten schon natürlich stattgefunden, war sehr stark, und das Land war in vielen Teilen, besonders in der Ukraine, in Kasachstan eine ganz andere Situation. Aber in der Ukraine gab es gibt es eine sehr starke, lange bäuerliche, kleinbäuerliche Tradition, Kultur, die da dran hängt. Und es gab wie viel weniger großbäuerliche Betriebe oder Strukturen wie in anderen Regionen in teils russischen, einen Russland oder Teilen Russlands zum Beispiel. So. Und in der Ukraine gab es nicht nur das Problem eben, dass man diese kleinbäuerlichen Strukturen zerstören wollte, um sie in die kontrollierbaren Großstrukturen zu bekommen, weil Großstruktur heißt Kontrolle, Kontrolle über die Produktion und Weizen oder oder das Getreide war ganz wichtige Ressource damals, um die Wiesen zu erlangen, also auch für die Exporte. Und die Industrialisierung konnte nur gelingen, wenn man die Wiesen hat. Und Technik und Know-how aus dem Ausland. Und in der Ukraine gab es, und deshalb ist der Fall der Ukraine im speziell als schon eine lange Nationalbewegung auf auf verschiedenen Ebenen also eine bürgerlich-liberale Nationalbewegung. Und es gab auch eine linke Nationalbewegung. Es gab ganz, ganz viele linke Parteien, die durch die Bolschewiki zuvor zerstört worden sind. Aber eine starke eigene Identität, und das ist eigentlich eine lange Geschichte, und Stalin hat sozusagen das ist eben ein Forschungsstand. Der Historiker hat die Bauernfrage, also die die Frage der Kollektivierung mit der nationalen verknüpft, mit dem nationalen Widerstand. Und es gab eine große Sorge, das sozusagen, dass man die Ukraine verliert und ohne die Ukraine. Das hat man ja dann Ende der Achtziger gesehen. Ohne die Ukraine war klar gibt es keine Sowjetunion.

André Erlen: Deshalb gab es unter Stalin und wahnsinnige Repressionsmaßnahmen also man hat aus den gerade der Ukraine, aber auch anderen Gegenden im die Getreidebereich waren, die fruchtbar waren, die die meisten Erträge rausgeholt, das meiste Getreide requiriert. Man hat keine Hilfsgüter zugelassen wie bei anderen Hungersituation. Man hat teilweise Dörfer und Regionen abgeriegelt, damit die Bauern nichts, also keine Landflucht sozusagen betreiben, damit auch die Produktion nicht zusammenbricht. Und und dann kam es eben das war der Höhepunkt 1932/33 dazu dass wirklich schätzungsweise da gibt es wirklich ganz verschiedene Schätzungen, aber grob zwischen drei und 7 Millionen nur in der Ukraine an Menschen, Landbevölkerung, besonders lange Bevölkerung an Hunger verreckt sind. Und dann gibt es natürlich andere Zahlen über die Geburtenverluste und so weiter. Also dass das ist, dokumentiert. In Kasachstan ist ein Drittel der Bevölkerung an Hunger verreckt. Ich sage es mal so, das war eine.. Also ging es um Nomaden, die Nomaden sesshaft zu machen, und das hatte auch andere Gründe. Aber auch in Kasachstan gab es eine starke Nationalbewegung. Hinzu kommt, dass sozusagen dieses Thema tabu war. Also es durfte nie über Hungersnot geredet werden in den Dokumenten, es wurde unterdrückt und verboten, und Dokumente werden auch in in Russland. Da gibt es so eine leichte Fortsetzung. Also ich würde jetzt einfach mal sagen, dass Russland die Verantwortung für die Sowjetunion und für die sowjetische Politik als rechts, Nachfolgestaat nicht übernimmt. In keinster Weise also hat sozusagen die Vorzüge im Weltsicherheitsrat und so weiter übernommen. Aber stellt sich sozusagen nur, wenn es unbedingt nötig ist, den Verbrechen dieser Zeit. Und das ist eben ein riesen Verbrechen. Die Forschung wird weiterhin unterdrückt, und es ist gleichzeitig die Ukraine hat sich dem selber angenommen und es sozusagen für die Ukraine eine ganz starke. Ein .. Ist ein starker Teil ihrer Identität geworden, diese Katastrophe als Höhepunkt der Repression, die aus Moskau kommt. Man hat es ja aus dem Zarenreich schon erlebt und erlebt es jetzt wieder. Also eine Kontinuität der Gewalt. Und der Holodomor war eben ein Höhepunkt, dass man sich in dem Falle oder dass das eine starke Gewalterfahrungen Unterdrückungserfahrung war und an die man sich jetzt selber zurecht erinnert gedenkt und verlangt dafür auch Anerkennung. Und das jetzt grob. Genau das ist also ein großer Wurf der Geschichte. Da kann man noch ganz, ganz viel zu erzählen an, und wir kombinieren das eben mit einem Ensemble, das ganz, ganz viele Verbindungen selber persönliche biografische in die Ukraine hat, darüber auch spricht. Und wir kombinieren das mit ganz viel Gesang und Musik aus der Ukraine, die die Ukraine ist ein wahnsinnig zum Glück noch reiches Land an, an einer Musik, die, die von Mund zu Mund weitergegeben wurde, in den Dörfern von von der Bauern, von von den Bäuerinnen und Bauern, polyphone Gesänge, die unglaublich viele Lebensbereiche thematisieren, Ritualgesänge sind und eben auch sehr naturverbunden und ganz viel eben auch mit der Ernte, mit dem Weizen, also der Wichtigkeit der Fruchtbarkeit, zu tun haben. Das haben wir sozusagen mit reingebracht, weil die Attacke gegen die gegen das Leben der Bauern generell ist, natürlich auch immer eine Attacke gegen die Kultur, die diese Menschen gelebt haben und die eben auch ein sehr schwaches Glied in so einer Gesellschaft generell sind also die komplett darf ja die Bauernschaft auch in der Kultur gebrochen werden sollten. Deshalb erklingen bei uns diese Lieder und werden eben ganz fantastisch gesungen haben von dem Ensemble.

Lea Goebel: Wir haben uns hier Persönlichkeiten exemplarisch rausgesucht, die zu diesem Zeitpunkt auch gelebt haben und ganz unterschiedliche Perspektiven auf den Holodomor haben. Und ja, ihre Geschichten sind entweder niedergeschrieben in Biografien oder auch an Tagebüchern oder Briefwechsel, die man erst Jahre später gefunden hat. Und diese Geschichten dieser vier Menschen und ihre unterstehen Perspektiven haben wir uns exemplarisch rausgesucht und reichern die eben mit dem von andere schon zitierten Material an, um irgendwie auch Individuen in Formen auf der Bühne das Wort zu geben.

Lea Goebel: Und was wir auch nicht vergessen sollten, ist wir haben noch eine ukrainische Stimme, ein ukrainisches Filmteam, was uns sehr unterstützt hat in der Zeit unter Leitung von Pavlo Jurov und Ballast für uns auch ganz wichtig war zu gucken an dem Abend, den wir jetzt hier erst einmal in Deutschland präsentieren. Wie schaffen wir das, trotz dem das ukrainischen Stimmen auch an dem Abend eine Stimme gegeben wird?

Aron: Das Stück wird sowohl auf Deutsch als auch mit ukrainischen Passagen aufgeführt und komplett in Deutsch und Ukrainisch übertitelt.

Lea Goebel: Wir werben auch mit ukrainischen Ankündigungstexten. Also wir haben das alles übersetzen lassen, damit wir genau diese Zielgruppe auch ansprechen können können.

André Erlen: Und natürlich versuchen wir auch in der Produktion es ist gar nicht so leicht, ein sehr, sehr heterogenes Publikum damit anzusprechen. Du hast du schon gesagt, der Holodomor ist teils unbekannt, komplett oder es sozusagen nicht nur bekannt, sondern ist auch sehr emotional aufgeladen für viele aus der Ukraine und das sozusagen gemeinsam im Blick zu haben. Wir haben Publikum, das von ganz unterschiedlichen Seiten aus auf dieses Projekt schaut. Das da sind wir also. Ich bin da sehr nervös und bin sehr, sehr gespannt, ob das irgendwie oder wie das dann funktioniert, was dann da passieren wird.

Sebastian Sonntag: Und wie bist du jetzt genau auf dieser Probe gelandet?

Aron Schmidt: Wie so häufig der pure Zufall. Ich wurde sozusagen gefragt ob ist ein Podcast zu diesem Stück und vor allem zu dieser Kooperation zwischen einem freien Ensemble und der Institution der städtischen Institutionen Schauspiel Köln machen möchte. Und das ist ein Thema, was was sehr faszinierend ist, weil man sich auch ein bisschen kulturpolitisch beschäftigt, wo es immer um die Unterschiede geht zwischen der freien Szene und der institutionellen Kultur und finde es ungemein spannend, dass da wirklich eine ganz konkrete Kooperation stattfindet, eine gemeinsame Produktion und habe mir erhofft, einen Einblick zu gewinnen, wie beide Seiten diese Zusammenarbeit sehen und empfinden und was das ganze vielleicht fruchtbar macht. Und es ist eine Konstellation, von der sich viele Menschen wünschen, auch in der freien Szene, das so etwas häufiger stattfindet.

André Erlen: Ja, leider hat uns also die Futur drei und das Schauspiel der Krieg in der Ukraine zusammengebracht. Wir haben, ich glaube, eine Woche nach dem Ausbruch 24. Februar dann eine Woche danach eine Solidaritätsveranstaltung für die Ukraine gemeinsam veranstaltet, im Depot zwei und danach sind wir im Kontakt geblieben. Und haben wir uns dann zusammengesetzt. Wir haben erzählt, dass wir dieses Thema jetzt angehen wollen. Und dann gab es ein ganz großes Interesse. Ich glaube, am Schauspiel die Tür zu öffnen für mehr Themen, die mit der Ukraine zu tun haben. Und so kam es zu der Produktion.

Lea Goebel: Ich bin dann dazugekommen. Eigentlich, als dann klar war, dass ich die Dramaturgie in dem Projekt mache. Aber wir haben natürlich vorher im großen Kreis über diesen Projektvorschlag von Futur3 Seite gesprochen und überlegt wie können wir den bei uns unterbringen? Und wie können wir das irgendwie gut aufstellen, weil man dazu sagen muss, dass zu dem Zeitpunkt, wo wir uns kennengelernt haben, im Februar März 2022? Da steht normalerweise der Spielplan für die gesamte Spielzeit 22/23 schon fest, mit allen Probenzeiten und allen Regieposition und allen Stoffen. Das ist eigentlich schon in Stein gemeißelt und geht dann kurz darauf eigentlich auch an die Öffentlichkeit mit einer Pressemitteilung und einer Pressekonferenz. Und das Schöne an meinem Job oder auch an der Flexibilität, die das Schauspiel Köln mitbringt, ist das diese Dinge trotzdem noch einen Platz finden. Und das finde ich total wichtig, dass man nur, weil man so lange Vorlaufzeiten hat mit der Planung eines Spielplans sich nicht auch noch Schlupflöcher freilässt, um auf aktuelle Geschehnisse in der Welt zu reagieren. Und haben wir zusammengesessen und gesagt das müssen wir machen, und dazu müssen wir auch Platz schaffen. Und dazu müssen wir eine Infrastruktur bereitstellen. Und wir müssen den ne Bühne geben, nämlich das Depot zwei, und das ist dann nicht mehr Rahmenprogramm, sondern das ist dann eine Produktion, die wir so gut es geht, unterstützen können. Und das hat natürlich auch damit zu tun, dass wir in den letzten Jahren und sehr wenig mit ukrainischen Themen auseinandergesetzt haben. Also wenn man sich die Spielpläne nicht nur von unserem Theater, sondern auch von vielen anderen Theatern anschaut, dann tauchen da sehr wenige Stücke von ukrainischen Autor:innen auf, oder auch die Positionen aus dem Ausland sind da wenig zugegen gewesen. Und dann kann man natürlich einen Solidaritätsfonds Veranstaltungen adhoc planen. Und das war auch ganz wichtig. Aber dann setzen andere Gedankengänge, gehen, dann gehen dann los. Und dann muss man sich fragen wie möchte man eigentlich auch über den Ausbruch des Krieges hinaus sich mit dem Land und der Kultur und der Literatur auch weitergehend beschäftigen? Und das ist jetzt ein Versuch des auch nachhaltig bei uns inhaltlich zu implementieren.

André Erlen: Ich bin persönlich vorbelastet. Meine Frau ist Ukrainerin, und ich bin seit 20 Jahren auch in dem Land und habe aber auch nicht sofort, sondern relativ spät über den Holodomor. Und eben diese schrecklichen, generell schrecklichen Ereignisse über den Stalinismus, die man eben, die man nicht so kannte, erfahren und war eben auch überrascht warum habe ich davon nie noch nie gehört? Warum ist das nicht diskutiert? Und dann welche Rolle spielt überhaupt? Ja, den Westen gab es vielleicht so noch nicht, aber das Ausland. Und wie wurde das da bewertet? Und so weiter. Also ganz viele Fragen. Und dann haben wir das bei Foto drei diskutiert und uns ausgetauscht. Darüber wäre das, was Spannendes und das Projekt tatsächlich vor zwei Jahren, so grob, angebahnt. Das dauert ja immer in der freien Szene. Durch die Anträge, die teilweise ja mehrjährig sind, kann es ja sein, dass man Projekt vor vier Jahren angedacht hat, bis es dann irgendwie realisiert wird. Mir geht es schon lange so, dass ich mich frage wie kann es sein jetzt im am Beispiel der Ukraine, nicht nur über die Ukraine, dass wir uns doch so stark in ähnlichen Fahrwassern bewegen, das ähnliche Autoren wieder aufkommen? Ähnliche Themen oder überhaupt Kulturräume also ich könnte jetzt sagen ich weiß leider überhaupt nichts über über über Weißrussland, über Belarus. Ich kenne ich, kenne dort niemanden. Russland kenne ich etwas, Ukraine eben schon lange, aber dann hört schon auf und und ich glaube, das ist eine Aufgabe, weil ich versucht, die Ukraine zum Beispiel immer zu bewerben zu sagen das ist so ein unglaublich spannendes Land. Es sind 40 Millionen Menschen. Es ist multikulturell. Ist es Multi, sprachlich multiethnisch? Es hat so viele. Es hat auch verschiedene historische Überlagerungen durch die angrenzenden Imperien, also auch da eine spannende Geschichte. Es gibt viel zu entdecken, und es ist leider auch viel muss man auch tatsächlich entdecken, also mit den Ukrainer:innen, weil eben die Geschichte auch der Sowjetunion und eben auch die Geschichte davor des russischen Reiches eine Kolonialgeschichte ist nicht ganz so einfach erzählt und muss man auch anders erzählen als die Kolonialgeschichten im globalen Süden. Aber sie ist da, und und da ist eben viel verloren gegangen oder zeigt sich versteckt. Und das zu entdecken, das ist ein Teil ein ganz wichtiger nicht nur Teil Europas ist, sondern wie Osteuropa Experte Karl Schlögel gesagt hat, dass er eigentlich Europa par excellence, also diese Überlagerungen und von Kultur und Sprache und Geschichte, also diese diese Heterogenität, die hat es früher eigentlich viel mehr in Europa gegeben. Und der Zweite Weltkrieg hat viele Länder homogenisiert und die Ukraine eben noch nicht so sehr. Und das zu entdecken und zu promoten. Also, da bin ich. Wir merkt gleich an erster Stelle dabei, und deshalb haben wir gesagt okay, das ist jetzt auch nicht unser erstes Stück mit Kontext Ukraine aber aber ein ganz, ganz wichtig

Ensemble: In der Ukraine, am Weizen und Getreide, eine Art sakrale Bedeutung. Das Wichtigste bei der Hochzeit ist Korowai, das Hochzeitsboot. Es ist Symbol der Fruchtbarkeit. Für die Ernte haben sich die Frauen die schönsten Kleider angezogen und besondere niedergesunken. Um das Getreide zu segnen.

Sebastain Sonntag: Kommen wir noch mal zurück zu dem Ort, an dem du da gerade bist und eben auch diese Probe angeschaut hast. Vorher in einem Fotostudio, was er erst mal ein sehr ungewöhnlicher Ort ist. Wie ist das jetzt gewesen? Was hast du da gesehen oder schon mitnehmen können von dem Stück?

Aron Schmidt: Als ich gehört habe, dass das in einem Fotostudio stattfindet, dachte ich auch okay, was für eine Art von Probe wird das jetzt hatte so ein Kämmerlein vor, vor vor dem geistigen Auge. Aber es ist also ich glaube da drin. In diesem Fotostudio kannst du ein ein Truck fotografieren ohne Probleme von der von Form, von der Größe her. Und das heißt aber im Prinzip fast im Bühnenmaße vielleicht nicht ganz so breit, aber fast ein Bühnenmaße eben das Bühnenbild aufgebaut und mit einem ordentlichen Bereich, dass man eben Regie Licht Ton und sozusagen das in dem Fall kleine Gast Publikum. Was da war da. An dem Abend sah Probe auch noch weitere Kolleginnen aus der Dramaturgie das Schauspiel Köln Star waren, das heißt aber du hast schon quasi kompletten Durchlauf gesehen, einen kompletten Durchlauf. Es haben zwei oder drei Schauspieler:innen beziehungsweise der Musiker gefehlt.

André Erlen: Ja die musikalische Dynamik, die waren nicht so da. Uns fehlen in der Musik besonders zwei Personen. Der Musiker ist aber immer noch mit Covid zuhause, der eigentlich auch teils mit live spielt zu seinen Sounds. Und das bekommt natürlich eine ganz andere Dynamik, auch in den nicht nur ein Volumen, in allem also keine crescendi waren. So richtig da heute also wozu richtig scheppert. Es war alles so ein bisschen gedeckelt, also weder also auch nicht leise genug. An manchen Stellen, das ist knirscht und knackt, also so was zum Beispiel, das ist jetzt ganz wichtig.

Aron Schmidt: Das wurde dann entweder eingesprochen oder eben abgefahren. Die Musik also so eine gewisse Live-Ebene hat gefehlt. Was aber tatsächlich diesen Durchlauf aus meiner Perspektive nicht gescheitert? Also ich hatte ein Theatererlebnis, weil es wirklich schon vorne bis hinten durchgespielt wurde und ein schon in dieser Form oder an diesen Stand, der der Entwicklung ein sehr, sehr starken Sog entwickelt hat und mich sehr fasziniert hat. Es hat mich sehr geflasht, und ich muss mich auch nach dem Durchlauf auch erst einmal ein bisschen erholen. Das ging aber André und und Lea genauso, dass wir uns erst mal sammeln und bevor wir dann dieses Gespräch führen können, was wir im Anschluss an die Probe geführt haben, als die Kolleginnen schon auf dem Weg nach Hause waren.

André Erlen: Jetzt muss ich erst mal in mich gehen. Also nach jeder Durchlauf ist ja auch ein Schreckmoment zwar ein heute die Dramaturgie Kolleginnen von von Lea auch da haben Feedback gegeben. Und natürlich, jetzt geht es gerade, glaube ich, noch mal um Anfang und Ende. Also der Einstieg, dass der stimmig ist, der ist noch nicht so ganz da. Da fliegen vielleicht noch Texte raus, da muss man ich glaube, da sind alle alles, was wir sagen müssen oder wollen, ist drin. Aber jetzt geht es ja darum, dass die Spieler:innen auch, dass wir, dass wir mit den, die die richtigen Dinge betonen. Oder das sieht die richtigen Dinge, Bewusstsein haben, die oder die wichtigen Sachen und die unwichtigen, dass die salopper kommuniziert werden. Dann ändert sich manchmal ganz viel. Da braucht man gar nicht viel Texte rausschmeißen. Aber manchmal geht es um das Bewusstsein. Was ist eigentlich die Priorität oder der Fokus? Und dann hört man das auf einmal. Dann ist es auf einmal präsent. Das ist ja das Tolle auf der Bühne.

André Erlen: Und das ist im Prinzip so eine Art Collage, was du gesehen hast?

Aron Schmidt: Ja , das kann man, das kann man so ausdrücken. Was jetzt in den auditiven Bereich fehlt, sind die Einblendungen Texttafeln zum Teil Bilder, die ein noch zusätzlich durch diese Geschichte führen und durch diese exemplarischen Charaktere, die dort diese Katastrophe nachzeichnen beziehungsweise ich sage mal erlebbar machen und vielmehr mit Fakten unterlegt, mit Zahlen, die erschütternd sind und auch mit Lebensläufen, realen Lebensläufen. Das Stück arbeitet mit Material, Tagebuchauszügen Briefverkehr von Menschen, die das doch damals erlebt haben, aus unterschiedlicher Perspektive, aus der bäuerlichen Perspektive, aber auch aus einer Täterperspektive.

André Erlen: Das sind ganz wichtige Ebenen Dokumente, also Zitate aus Dokumenten, die projiziert werden, um auf verschiedenen Ebenen diese Geschichte zu erzählen. Also weil wir es ja ein Rechercheprojekt dokumentarisch und das erzählt eben über große Politik. Das erzählt über aus also oder die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven.

Aron Schmidt: Es ist kein Kind, kein Vortrag oder audiovisueller Vortrags, und es ist ein Theaterstück mit einer Geschichte, die erzählt wird, indem man eintauchen kann.

André: Es ist eine große Collage, und die lebt von von Rhythmus und eben von der Veränderung der Temperaturen. Und und überhaupt der der der Musikalität. Und darauf kommt es jetzt in jedem Fall an und uns, wie gesagt, wir sind das erste Mal jetzt in diesem Proberaum. Das glaube ich, der dritte also wir wandern dann.. Wir versuchen uns weiter aufzublasen ist immer noch nicht so groß wie das Depot II. Aber auch hier haben wir schon gemerkt okay, größere Wege macht die Wege. Macht euch breiter, sammelt euch nicht immer in der Mitte. Das ist so das klassische immer Mitte, Mitte, da kommen, das weiß man ja und also den Raum zu öffnen, die Dynamik als als Körper im Raum aufzubauen und auch musikalisch die Dialoge. Wann muss es schneller sein? Aber so dass das ist jetzt im Fokus.

Lea: Und die Lichtstimmung.

André: Stimmt, das war auch noch gar kein Licht.

Lea: Kann auch viel zum Raum beitragen.

André: Genau, sagt den Spielern auch manchmal so da gehst du nicht hin, weil da ist dunkel.

Sebastian: Wie hast du so die Stimmung dieser Kooperation war genommen? Also, es war natürlich auch, nur hast du einen kleinen Einblick bekommen. Aber hat man die Welten gemerkt, die da aufeinandertreffen? Oder ist es dann am Ende? Sind es dann einfach Künstlerinnen und Künstler, die miteinander an einem Projekt arbeiten?

Aron: Zweiteres also so direkt. Wenn ich es nicht gewusst hätte, hätte ich auch auf der Probe einer zwar sehr gut strukturierten und gut ausgestatteten Produktionen aber einer freien Produktion sein können. Die Zusammenarbeit, die ich mitbekommen habe, der Austausch dann auch mit der mit der Dramaturgie. Das war alles sehr warmherzig und sehr konstruktiv. Und auch der Stand der Produktion sehr weit als Kurzinformationen Probenbesuch fand statt fünf Tage vor der Premiere, und dafür war das schon super strukturiert und ein wirklich sehr flüssiger Durchlauf. Das habe ich tatsächlich selten gesehen zu dem Stand der Entwicklung. Was er auch daran liegt, dass die Zeit, die sie dann auf der Bühne im Depot zwei haben, so knappes, dass sie sich dort dann natürlich auch viel mehr auf die technische Einrichtungen, die die die Ausleuchtung konzentrieren müssen. Und natürlich die, die die spielerischen Elemente alle eigentlich schon zu dem Zeitpunkt feststehen müssen.

Lea: Es ist fundamental anders, aber in a good way würde ich jetzt mal sagen ich freue mich, dass diese Zusammenarbeit gerade stattfindende, weil ich das sehr wichtig finde. Vor allen Dingen in der Stadt wie Köln, die eine sehr, sehr große freie Szene hat, die eigentlich seit Jahren immer wieder auch gerne mit uns kooperieren möchte. Oder auch ich weiß immer auf der Not und auf der Suche ist nach Proberäumen und auch nach Spielorten, dass man da nach Symbiosen sucht und nach Verbindungen, die sinnvoll sind und die sich perspektivisch auch noch weiterentwickeln können. Also ich bin davon ein sehr großer Fan, dass wir das machen. Und in allen Reaktionen, die jetzt auch im Hinblick auf die Premiere bei mir ankommen, wird das in Köln enorm wahrgenommen. Dass wir das machen, als Schauspiel Köln. Und dass das eben in den vergangenen Jahren noch nicht stattgefunden hat. Und wenn ich jetzt so die Proben beschreibe im Vergleich zu einer Stadttheaterproduktionen, merkt man eben schon, dass es in der freien Szene ein anderes Miteinander gibt. Ich komme immer hier in sehr warmherzigen Raum in diese Proben, und es ist enorm auf Augenhöhe. Und alle dürfen bei allen Abteilungen Meinung äußern und Ideen einbringen, als auch Kritik äußern. Und am Stadttheater ist das natürlich häufig sehr viel hierarchischer und in die eigenen oder in die einzelnen Abteilungen gegliedert. Und das nehme ich hier nicht so wahr, sondern das ist ein großes Kollektiv, was irgendwie Lust hat, sich einem Stoff anzunehmen und den irgendwie der Welt zu präsentieren und einem Publikum zu präsentieren und auf dem Weg dahin irgendwie total gemeinsam anpackt. Und und dass das Ding auf einem guten Weg bringen möchte, so war das passiert eben als Kollektiv und sehr gemeinschaftlich. Tatsächlich.

André Erlen: Also ich weiß ja nicht, was ihr sonst so macht am Schauspiel und wie da alles abläuft und wir haben ja auch leider, weil er gar nicht so viele Räume habt, nicht am Schauspiel geprobt. Deshalb waren wir in unseren Räumen, und die Kolleginnen sind zu uns gekommen. Aber also ganz kurz vorweg die Kooperation ist toll, tatsächlich auch strukturell für uns sehr, sehr wichtig. Wir haben mit dem ukrainischen Institut ein Förderer verloren, seit Ausbruch des Krieges, weil natürlich die ganzen Kulturgelder der Ukraine in die Kriegskasse geflossen sind, so dramatisch das alles eben ist. Und auch da ist das Schauspiel dann sozusagen eingetreten in die Produktion. Und es sind zwei Schauspieler dabei. Die Dramaturgie ist dabei vom Haus und und das ist wirklich strukturell, super und ganz klar. Und wir haben offenes Haus erlebt, offene Türen, unglaublich tolle Kommunikation. Und ich nehme das eigentlich auch diese diese Absprachen, die teilweise ja nicht leicht sind zwischen freien Szenen, die die Gruppen haben, ihre ihre Rhythmen, ihre Produktionsweisen und Häuser haben ihre Rhythmen oder Spielplan steht lange fest. Dann gibt es die Abteilung A. Braucht das die Abteilung B, braucht das zu dem Zeitpunkt, sodass funktioniert er auf viel kleineren, kürzeren Wegen in der freien Szene. Und das kann manchmal schwierig sein. Also wir hatten eine dreijährige Kooperation mit der mit einer neuen Bühne Senftenberg, die auch sehr, sehr positiv verlaufen ist. Aber da haben wir viel enger zusammengearbeitet, und da mussten wir uns einfach sehr lang aneinander gewöhnen, glaube ich. Und das fühlt sich hier überhaupt nicht so an. Also es fühlt sich so an, als hätten wir schon schon länger miteinander gearbeitet und das alles tatsächlich sehr, sehr vertrauensvoll, wie es funktioniert, und und deshalb sehr, sehr bereichernd. Und auch eine andere oder eine besondere Expertise, die dazu kommt. Das finde ich schon. Also das ist im Schauspielteam, ist es eben eine andere Art, auch zu arbeiten, vielleicht manchmal auch einfach bisschen direkter geht man den Text. Ich habe da mal was auf die Bretter, wir sind, vielleicht ist es auch sehr Futur3 mäßig. Wir sitzen sehr lange gerne am Tisch, und ich bin auch sehr zögerlich und mit Dingen und brauche immer sehr viel Zeit, Dinge zu entscheiden und zu entwickeln. Und das war spannend, auch auch mit der mit Lea der Dramaturgie die und Dramaturgie-Assistenz, die wirklich sehr, sehr viel in der Recherche mitgearbeitet haben, auch mit Herzblut. Also das ist für uns in jedem Fall bereichernd. Und abschließend in jedem Fall die Wahrnehmung des. Das merken wir auch. Also, dass die Kooperation in der Stadt wahrgenommen wird und dass das gutgeheißen wird. Das ist in jedem Fall da. Und ja sollte sollte, glaube ich, so weitergehen. Jedem Fall also für die Häuser, für die freie Szene, in welcher Form auch immer.

Lea Goebel: Manchmal ist es auch ganz gut, ein bisschen erste eigenen Community und eigenen Elfenbeinturm, auch noch mal rauszukommen. Aus Stadttheater Perspektive meine ich jetzt ja, wenn man dann irgendwie sieht, wie in der freien Szene gearbeitet wird, auch teils unter prekären Situationen und Umständen. Und da wird man irgendwie noch mal so auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, was ganz schöne Erkenntnis sein kann, als mit welchen einfachen Mitteln, mit wieviel Herzblut man diese Theaterproduktion trotzdem auf die Beine stellen kann.

Aron Schmidt: Am vergangenen Freitag war ja vom Kulturentwicklungsplan eine neue Runde sozusagen eingeläutet zum Thema Nachhaltigkeit. Was ein großes Thema war, waren gemeinsame Nutzung von Ressourcen. Und da war eben auch das Thema aus dem Theaterbereich zum Beispiel Schauspiel Köln, was er wirklich war, allein Kostümabteilung, Bühne und so weiter Werkstätten über einen groß Infrastruktur und großen Mittel verfügt. Und das ist etwas, was in der freien Szene häufig fehlt oder man eben sehr viel improvisieren muss, was natürlich auch eine Stäkre auf auf der anderen Seite. Aber das auch im Sinne der Nachhaltigkeit Bühnenbilder häufiger verwenden, anderen zur Verfügung stellen. Material und so weiter. Ist das aus Ihrer Sicht eine Richtung, in der sich das auch entwickeln kann, neben einer konkreten Koproduktionen wie jetzt in eurem Fall?

André Erlen: Also ich glaube es ja natürlich ist es ist echt schwierig, weil es gibt natürlich Möglichkeiten, Fundus vielleicht sich auszutauschen. Wir machen dasselbe in der Freihandelszone, also unter den vier Ensembles. Wir haben ein Lager, und das hat aber Jahre Jahre gedauert, bis wir so ein bisschen gemerkt haben. Okay, eigentlich, das ist doch da schon bei dir lange lange abgespielt. Kann ich denn da den Hirschen? Können wir den? Oder brauchen wir gerade den, dass wir das mal nutzen? Und dann ist es wieder oft auch gar nicht so einfach. Und man merkt man das, was man sucht, das findet man gar nicht so leicht, weil es ja auch ein unglaublicher Verwaltungsaufwand. Jetzt will ich da gar nicht dagegen reden. Vielleicht gibt es da viel intelligentere Ideen, wie man Dinge auch wirklich zirkulieren lassen kann. Aber nur weil es vielleicht das ist ja das Problem irgendwo lagert, ist es nicht sofort verfügbar und kann getauscht werden neben Rechtefragen. Wem gehört das Bühnenbild? Also, so wie wird es dann verwendet? Also das ist vielleicht auch gar nicht so unaufwendig. Und ich also mein dringendstes Anliegen wäre im Moment für die freie Szene, dass die freie Szene muss einfach fundamental gestärkt werden in so vielen Bereichen, weil selbst wenn man jetzt einen tolles Bühnenbild oder Teile vom Schauspiel bekommen könnte, ja, dann geht es um Transport. Dann geht es um eigene Lagerungsmöglichkeiten. Dann geht es um aufbauen in den Häusern, in denen wir spielen. Welche Ressourcen haben wir dafür? Was kostet uns das? Uns kostet ja zu spielen, richtig viel. Wir haben ja kein Haus generell in der freien Szene, indem man kommt. Man hat sozusagen die und die technische, also wirklich fundamentale technische Betreuung. Bühnenarbeiter, die was aufbauen, muss, ja alles mitbringen. Es geht ja alles von dem Kunst Etat ab, den wir haben. Also es hört sich immer an, wir haben den Etat, und dann geht er ganz viel schonmal weg, einfach dafür, dass wir irgendwie auf die Bühne kommen, Bühnen, die wir noch mieten müssen, und die Infrastruktur. Und so weiter. Also da fehlt es, glaube ich wirklich fundamental im Vergleich zu anderen Städten. Und und, und das, denke ich, sollte man nicht vergessen und jetzt nicht nur schauen. Ah, Schauspielhaus das hat doch ganz viele Ressourcen. Ihr seid doch so viele, das könnt ihr doch alles auch noch verwalten oder und uns mehr auf die Bühnen lassen. Und so weiter. Also ich finde das generell absolut. Wir müssen da sollten mehr zusammenkommen, auch im Sinne der Schauspielhäuser. Ich glaube, dass das, dass auch das Modell, dass das hermetische geschlossene Modell keine lange Zukunft hat, sondern wenn es fluider wird und dann aber genau gucken was ist wirklich umsetzbar und was nicht?

Lea Goebel: Ich finde die Frage gar nicht so einfach zu beantworten. Und das, was ich bei dir raushöre, ist so ein sehr bürokratischer Aufwand, den ich jetzt auch erst mal als gegeben sehe. Was aber nicht heißt, dass ich, wenn es so produktionsgebunden, also ich sage mal eine oder zwei Produktionen pro Jahr, die man dann auch langfristig irgendwie schon vorher plant. Oder die eine langfristig die zweite hält man sich vielleicht noch spontan offen also. Aber wenn man das pro Spielzeit ganz konkret irgendwie sagen kann den Slot haben wir frei. Dann kann man natürlich auch noch mal ganz anders darüber sprechen, ob die Bühnenbilder in der Kooperationsprodukt zwischen freier Szene und Schauspiel, Köln oder Stadttheater dann auch bei uns produziert werden können oder die Kostüme dann auch bei uns genäht werden können, weil man die dann natürlich ganz anders auch unsere Produktionsabläufe einbinden könnte. Aber da sind wir dann einfach bei unseren Vorläufen, die wir einfach haben. Und das müsste dann einfach längerfristig geplant sein. Und dann wäre so was sicherlich auch denkbar. Wenn das halt eine feste Produktion im Spielplan auch dann ist.

André Erlen: Also nur kurz ich glaube, mich zu erinnern. Das ist schon ein Thema, sicherlich schon 15, 20 Jahre alt, das ist so eine Art Tanzboden, mobilen gibt eigentlich mal gedacht, auch für die freie Szene, dass man den sich nämlich mieten kann oder besorgen kann, in seinen Proberaum damit arbeiten kann also es wirklich schon lange her. Und der landete irgendwann in einem Proberaum des Schauspielhauses, weil die Verwaltung dieses Tanzbodens ist ja eine tolle Idee. Den schafft man an. Und wir brauchen nicht mal einen richtigen Schwingboden, sodass muss man natürlich verwalten. Also wenn. Wer kriegt den Bann, wie wie wird es transportiert? Wo wird er gelagert? Wer zahlt das denn alles und so weiter. Ich kann da nicht das en Detail sagen, aber das ist zum Beispiel auch etwas. Das ist ist dann ausgeplätschert. Also ich wüsste nicht, wo wir diesen Tanzboden jemals finden könnten.

Aron: Ja, ich habe von dem auch schon mal gehört, das ominöse Schwingen..

Lea Goebel: Soll ich nochmal auf die Suche gehen, oder?

Sebastian Sonntag: Ja, wo ist der Tanzboden. Hast du ihn irgendwo gesehen?

Aron Schmidt: Lustigerweise als als andere das erzählt hat, ist mir eingefallen, dass das wirklich so in meiner Anfangszeit, da habe ich diesen, habe ich das immer wieder gehört, ein Tanzboden geben soll. Und der, keiner weiß, wo er ist bestimmt sieben, acht Jahre her, dann habe ich es nicht mehr gehört, und jetzt soll ich das Laufen durch einen sehr einerseits amüsante Geschichte. Auf der anderen Seite zeigt das natürlich auch die Problematik, die dieses ganze Thema gemeinsame Ressourcen nutzen, mit sich bringt. Wie ist das organisiert? Wer hat wann Zugriff hat den Überblick, und das ist tatsächlich ein Thema, das in der Kulturpolitik in den Interessenvertretungen der der freien Szene immer wieder besprochen wird, ein thematisiert wird. Und ich hoffe sehr, dass es dafür in Zukunft meine Lösung gibt, weil gerade in zum Thema Nachhaltigkeit ein ganz wichtiges Thema, was uns immer mehr beschäftigen wird, zurecht, da einfach dieser Fundus, der nicht nur in den städtischen Bereichen, sondern auch innerhalb der freien Szene, der da ist, aber nirgendwo greifbar ist. Das Thema genutzt wird nutzbar gemacht wird für für alle.

André Erlen: Absolut absolut. Nur, finde ich, müsste man auch immer aufpassen, dass man sagt okay, dass die Zukunft oder das Heil oder die Rettung der freien Szene liegt darin, dass das, dass die Bühnen der Stadt jetzt ein bisschen mehr machen müssen, mal und sich mal mehr öffnen müssen. Das ist das passiert ja gerade und in anderen Fällen. Und ist das sehr, sehr beweglich. Das erlebe ich als als Zusammenarbeit. Aber die freie Szene braucht – ich meine ich erzähle jetzt alte Kamellen – braucht ein Produktionshaus mit guten Produktionsbedingungen. Das ist toll, wir kriegen die Bühne. Depot zwei ist ja jetzt nicht so klein. Für die freie Szene ist zum Glück nicht Depot Eins. Aber jetzt kommen wir aus unserem 75 Quadratmeter Proberaum und kommen auf so eine Bühne. Und natürlich, weil wir jetzt kurzfristig, wie leer das gesagt hatte, auf die Bühne dürfen. Auf das Depot zwei haben wir da keine Woche Probe, sondern ganz, ganz wenig Bühnenzeit. Wie sollen wo sollen wir uns mal aufpumpen? Und das haben wir auch nur mit mit wirklich viel Mühen und Hilfe der Orangerie zum Beispiel geschafft, die uns die Orangerie zum Proben zur Verfügung gestellt hat. Ist eigentlich ein Theater also, da sollte man nicht proben, sondern spielen. Aber sonst hätten wir das auch nicht machen können. Also das heißt da fängt es schon an. Also die freie Szene hat keine guten Probemöglichkeiten. So auch das muss man für viel Geld mieten. Und das geht alles weg von den von den Produktionsgeldern. Uns haben schon schon von Stiftungen haben uns schon Leute mal gesagt also wisst ihr jetzt dauernd Förderung an euch nach Köln? Das ist ja toll. Aber für die Hälfte geht ja eh für die Struktur dann flöten, wenn wir euch das Geld geben. Wenn wenn ich das nach Düsseldorf an Ensembles oder woanders gebe, dann geht das in die Kunst. Weil die haben die Strukturen, die müssen die nicht bezahlen, sodass weiß man alles in Köln. Und ich verstehe auch, dass man Lösungen finden muss mit dem, was man so hat. Aber man muss sich auch wirklich bekennen. Und in Köln für das für die freie Szene im Theater, jetzt, wo die Studiobühne nicht selbst verschuldet, auch gerade dicht ist. Also keine Spielstätte ist. Es wird es echt eng. Also, und da braucht es Bewegung in der Stadt. Es gibt Immobilien, es gibt Möglichkeiten, es gibt auch die Idee, aber die Politik muss es wirklich voll. Muss da voll mitgehen, als es liegt da auch nicht an der Verwaltung. Die haben auch Ideen. Da muss die die, die die Politik sich einfach voll bekennen und all-in gehen. Sonst sonst krebsen wir rum und finden vielleicht irgendwann den Schwingboden, und das war's dann so.

Lea: Dann gibt es aber keinen Ort, wo er hin kann.

André: Ich glaube eh, dass es eh schon verbaut in der Oper irgendwo am Offenbachplatz dieser Schwingboden unten im in der Kellerbar. Oder so..

Sebastian: Haben wir eben darüber gesprochen, dass die die Strukturen in städtischen Einrichtungen wie dem Schauspiel Köln festgefahrener sind, dass da zum Teil an einer zwei Jahre im Voraus dann die Spielpläne stehen und dass dann wenig Luft ist, irgendwie dann noch reinzugrätschen. Aber in in freien Produktion ist das gar nicht so selten auch so, dass schon sehr früh fest steht, was irgendwann mal passieren wird oder muss. Oder kann.

Aron: Ja das, dass das auch immer ein wiederkehrendes Thema dadurch, dass er ganz viel über Projektförderungen geht, was er auch einen langen Vorlauf hat. Also man muss sehr frühzeitig diese Anträge stellen und sich auch sehr konkret schon festlegen. Und dann, in dem entsprechenden Haushaltsjahr, muss das auch so passieren. Das heißt, man ist und und die Gelder müssen auf ausgab werden.

Sebastian: Du kannst vorher quasi also nicht so richtig planen, bevor du nicht weiß, ob sie die Gelder bekommst. Und dann muss aber alles auf einmal passieren. Quasi.

Aron: Genau. Es gibt ganz viele Projekte, die entweder gar nicht stattfinden. Oder dann, wenn einem ein Förderer wegbricht oder man Fördergelder nicht bekommt, dann natürlich irgendwie abgespeckt werden müssen und eventuell Landeskonzept sich auch so verändert, was man dann wiederum bei einem anderen Förderer, bei dem man schon eine Teilförderung bekommen hat, wieder sich sozusagen genehmigen lassen muss. Und dann musste er auch damit einverstanden sein, dass man das an trotzdem irgendwie umsetzt. Das ist ein riesiges Thema. Dazu können wir dann nochmal eine ganze Podcast-Reihe machen und..

Sebastian: Das klingt super. Ein Podcast über Förderanträge in der freien Szene. Und ich glaube, das ist genau.

Aron: Es ist ein ein sehr spannendes Thema, weil das in der Öffentlichkeit natürlich so gut wie gar nicht wahrgenommen wird, wie das eigentlich funktioniert. Freie Szene heißt nicht immer, dass man ganz frei ist und die institutionelle Szene, die sozusagen als schwerer Tanker oft beschrieben wird, auch nicht unbedingt heißt, dass sie in gewissen Entscheidungen oder Abläufen unfreier ist als die freie Szene.

André: Bei uns ist es auch so wir haben in der freien Szene, ich weiß gar nicht genau, warum sie noch freie Szene heißt. Also frei oder Szene auch. Also sind Theatermacher:innen, und wir haben, wir müssen auch planen. Also, wir sind teilweise, vielleicht haben wir auch. Sind wir auch recht unflexibel, weil wir müssen. Jetzt müssen die Ensembles auch mit den Theatern im nächsten Jahr klären, also die freien Ensembles. Wo kriegen sie den Platz für ihre Premiere und der es dann geblockt? Und dann ist das so. Dann muss im nächsten Jahr oder wir haben jetzt ich weiß nicht. Nächste Premiere in der Schweiz eine Kooperation für am 9. Januar 2024 oder so, das steht jetzt auch. Und da ist auch noch nicht wirklich nachgedacht. Was also wir wissen grob was wir machen. Aber und dann sind Fördergelder, die sind Haushalts gebunden. Also die können wir auch nicht rumschieben, einfach mal in die Tasche packen und dann irgendwann wieder rausholen. Also, das ist teilweise wahnsinnig unfrei. Und ich kenne manche Häuser. Das Schauspiel Köln jetzt nicht. Manche zum Beispiel Theater Mülheim an der Ruhr, die sich ein oft so ein Joker gehalten haben. Also das ist die letzte dritte, vierte. Ich weiß nicht, wie viele Produktionen die machen im Jahr, da gucken wir mal wirklich relativ spontan. So natürlich kriegt man nicht spontan vielleicht den die Regie, die man möchte. Oder aber man kann auf Themen reagieren. In der freien Szene ist das Teil ist das natürlich nicht unbedingt so. Es sei denn, man arbeitet komplett ohne Geld. Dann kann man jederzeit machen, was man will, aber sonst ist man fördern. Also muss man Förderanträge stellen, anderthalb Jahre vorher die Idee haben durch diese ganze Förderrunden gehen. Und dann darf man es dann irgendwann machen. Wir sind ja für jedes Projekt Rechenschaft schuldig. Aber die Abläufe im Projekt, die sind natürlich dann andere. Und da ist freier, wer wie wann wo arbeitet. Und wenn das für alle okay ist, dann gibt es die Kostüme halten Tag vor der Premiere. Oder dann wird der Text fünfmal noch geändert oder so das das sind natürlich an Häusern anderer Art Läufe, weil die ganzen Abteilungen müssen ihre Arbeitspläne machen, und in der freien Szene ist in der Regel so, dann ist Produktionszeit, und dann stehen alle zur Verfügung, irgendwie und dann dann wird es realisiert, und da hat dann jedes uns herum irgendwie anders organisiert.

Sebastian: So, jetzt bist du dagewesen. In der Woche vor der Premiere. Dann wird es noch kurz im Schauspiel gezeigt, und damit ist es aber nicht Schluss, je nachdem, wann ihr den Podcast jetzt hört. Es gibt dann noch weitere Möglichkeiten.

Aron: Ja, das ist eine Kooperation zwischen Foto drei als Ensemble Schauspiel Köln und Orangerie Theater. Und dort wird es auch im Februar meine ich zeigt Februar 2023 richtig. Wir haben uns darauf geeinigt. Jahreszahlen dazu ist zu sagen, kann helfen. Das kann auf jeden Fall helfen. Orientierung.

André: Und dann sind auch noch Termine im Schauspiel Köln angedacht. Und wir haben da schon was angepeilt, gemeinsam und schauen aber dann, ob es wirklich stattfindet. Also es ist auch da nachhaltig gedacht. Lea hat es schon gesagt. Der Spielplan des Schauspiels ist halt schon seit einem Jahr eigentlich gemacht, und wir Zecken uns da grade überall rein. Und es gibt eben noch Anfragen für Gastspiele. Und da geht es wieder um Finanzierung. Und dann hoffen wir, dass wir die auch noch machen können, also die die Nachhaltigkeit. Oder es ist nicht nach dreimal abgespielt, in keinem Fall. Aber du sprichst natürlich auch etwas anderes an, oder wir hatten es ja eben spielen ist teuer. Und das ist aber nicht nur in der freien Szene teilweise ein Problem, dass die Stücke schnell abgespielt sind, dass sie entweder teuer sind oder man findet doch kein Publikum, obwohl es mehr verdient hätte. Das passiert im Schauspiel ja auch das auch große spannende Projekte auch nicht den zwanzigsten Geburtstag oder Aufführungstag erleben. Ich weiß leider nicht, ob das, ob es dafür eine Lösung gibt. Ich glaube nicht eine generelle, sondern das muss wahrscheinlich jedes Ensemble findet da Wege. Manche Ensembles haben ihren Weg und spielen ganz, ganz viel einzelne Stücke. Manche leben von produzieren und das Leben. Das Problem der Wahrnehmungs-Ökonomie also eine Premiere neues Projekt, sodass das wird wahrgenommen. Das kann man in der Öffentlichkeit halten, ist auch schwierig. Wenn ich jetzt Premiere habe und vielleicht die nächsten Spieltermine dann im Frühjahr, erinnert sich ja kaum mehr einer daran medial, dass es uns gibt. Also das ist schwierig, gerade für die freie Szene präsent zu bleiben, die ganze Zeit so. Und dann genau sind es die Kosten. Neues Projekt heißt neue Gelder, neue Honorare, und das Aufhören kostet nur Geld und es schwieriger zu finanzieren. So ist das.

Lea: Wenn ich diese Frage ganz persönlich beantworten müsste, dann gibt es manchmal so Produktionen, die einem sehr am Herzen liegen, weil sie politisch so relevant sind. Und weil man eigentlich möchte, dass die Inhalte, die an einem Abend verarbeitet werden, eine ganz große Öffentlichkeit erfahren. Und das hatte ich lange nicht mehr mit einem Projekt. Aber das geht man mit diesem Projekt auf jeden Fall. So also im Sinne der Nachhaltigkeit und der Öffentlichkeit, die das erfährt, wünsche ich dieser Produktion ganz, ganz viele Gastspiele und ganz viele Folgetermine.

Sebastian: Nicht zuletzt, weil es auch eine ungewöhnliche Kooperation gewesen ist, über die wir jetzt auch gesprochen haben. Und vielleicht auch eine Kooperation, die es wünschenswerterweise in Zukunft hier und da mal öfter geben könnte.

André: Im Zuge dieses Projekts. Da haben wir auch Texte gelesen und uns beschäftigt mit einem ukrainischen Anarchisten Nestor Machnow, der unter schwarzer Flagge im sogenannten russischen Bürgerkrieg gekämpft hat, teils mit den Bolschewiki, teils gegen die Bolschewiki und der eine Zeitlang so ein eine Bauernarmee von über 10, 20.000 Bauern aufgestellt hat und hat wirklich große Regionen kontrolliert, eben mit mit eine Kommune Bauernkommune gegründet, also ganz spannende Figur, auch eine sehr brutale Figur. Aber also da gibt es ganz faszinierende Geschichten tatsächlich zu entdecken. Aber ob die jetzt zu einer Produktion führen, dass das müssen wir. Bei Futur3 besprechen wir das immer so im Kollektiv. Und dann kommt vielleicht jemand und sagt auch andere du wieder mit deinen ukrainischen Sachen. Jetzt machen wir was anderes. Es kann auch passieren.

Sebastian: Vielen Dank, Aron.

Aron: Ich danke dir, Sebastian.

Sebastian: Und wenn ihr noch irgendetwas zu uns sagen möchte oder zu dem, was wir hier erzählt haben, dann schreibt uns gerne vielleicht ist er ja auch, wo der Tanzboden ist. Vielleicht finden wir hier nacn.

Lisa Bihl: Ihr habt Anregungen, Ideen oder Feedback für uns. Wir freuen uns über eure Nachrichten auf Instagram. Da findet er uns unter Qultor, also Q. U. L. T. O. R. Oder per Mail an Podcast@qultor.de.

Sebastian: Damit bleibt, uns eigentlich nur noch zu sagen Tschüss bis zunächst mal.

Aron: Auf wiederhören.

Lisa Bihl: Das war Qultorell unterwegs der Kultur und Begegnungspodcast aus Köln, eine Produktion von Qultor und der Sendeeinheit. Lege dir ein Qultorprofil an und Folge deinen Lieblings-Kulturort Künstler innen, die dich begeistern, oder Themen, die dich bewegen. So verpasst du keine Veranstaltung, die dich interessiert. Qultor.DE im Netz, @qultor auf Instagram und Kultur live in deiner Stadt.

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